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Die Haare von einem Friseur geschnitten, die Pediküre von einem Kosmetiker gemacht und die Kinder von einem Tagesvater betreut zu bekommen, ist in Deutschland noch immer eine Ausnahme. Kaum ein Mann wagt sich in einen, von Frauen dominierten, Arbeitsbereich. Während die Frauen um Gleichberechtigung kämpfen, müssen Männer sich mit Hohn und Spott auseinander setzen.

Gleichberechtigung vs. Geschlechterrollen

Gleichberechtigung ist ein Thema, das die deutsche Gesellschaft seit Jahren beschäftigt. Im Grundgesetzt ist die Gleichstellung von Mann und Frau fest verankert und auch die Politik hat ein gewisses Interesse daran, diese auch tatsächlich durchzusetzen. Gelingen tut dieser Prozess allerdings nur schleichend.

Ein Aufschrei durchzieht das Land, als Politiker eine Frauenquote fordern. „Führt eine Frauenquote nicht zur bevorzugten Behandlung von Frauen?“, fragen die einen – „Wie sonst soll man von alten Rollenbildern loskommen?“ argumentieren die anderen.

Tatsächlich ist das der Knackpunkt der viele beschäftigt. Es geht um Geschlechterrollen, die nicht aus den Köpfen wegzudenken sind. Man müsste nur einen Mann finden, der bei dem Gedanken an Frauenfußball mehr als bloß ein müdes Lächeln zustande bekommt; das wäre schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

Was heutzutage als „Typisch Mann“ und „Typisch Frau“ gilt, hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum geändert. Immer noch sind viele der Meinung, dass die Jäger und Sammler für den Lebensunterhalt sorgen müssten, während die Frau für den Nachwuchs und die Verpflegung zuständig ist.

Hausmänner, die sich um die Kindererziehung kümmern, während die Ehefrau dem Berufsleben nachgeht, sind Raritäten.

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Ausnahmen bestätigen die Regel

Und dennoch, es gibt sie: die wenigen Ausnahmen. Und sie werden händeringend gesucht, die Männer in typischen Frauenberufen. Eine Erhebung des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2010 ergab, dass lediglich 3,4% der Kosmetiker/innen männlich und auch bloß 5,1% der Ernährungs- und Hauswirtschaftlichen Berufe mit Männern bekleidet sind.

Gesucht würden Männer vor Allem in Erziehungswissenschaftlichen Berufen. In Kitas beschäftigte Erzieher bildeten nur einen Prozentsatz von 7,2%. Dabei seien gerade in der frühkindlichen Erziehung männliche Bezugspersonen überaus wichtig für die spätere Entwicklung der Kinder.

Das hat inzwischen auch die Politik erkannt, nachdem jahrelang deutsche Schülerinnen und Schüler unterdurchschnittlich schlecht in europäischen Vergleichen abschnitten. In Hamburg beispielsweise wird darauf mit einer Plakatkampagne reagiert, die jungen Männern den Beruf des Erziehers schmackhaft macht. Denn wer sich für die Arbeit in den Kitas entscheidet, ebnet den Weg für spätere Wissenschaftler, Ärzte, Mathematiker und Führungskräfte, indem Talente und besondere Fähigkeiten bereits früh erkannt und gefördert werden.

Nachteile bei der Berufswahl

Doch die Männer, die sich für Berufe entscheiden, die fest in der Hand von Frauen liegen, setzten sich vielen Nachteilen aus. Zum einen gibt es geringe Aufstiegs- und Weiterbildungschancen. Das Gehalt ist in der Regel auch unterdurchschnittlich. Das wohl größte Problem ist allerdings, dass die Männer vor Allem im näheren Bekannten- und Freundeskreis immer wieder Hohn und Spott ausgesetzt sind.

Altenpfleger, Friseure und Erzieher gelten als schwach, unmännlich und verweichlicht. Dass die meisten damit ihre Berufung verwirklichen, spielt dabei keine Rolle. Zu präsent sind die stereotypischen Geschlechterrollen. Dabei sind Männer stark gefragt in weiblich dominierten Berufsfeldern. Es ist anzunehmen, dass durch die Beschäftigung der Männer langfristig gesehen das Gehalt steigen wird, sowohl für Männer als auch für Frauen.

Sowohl für die Männer, die ihre Bestimmung in weiblich dominierten Berufen finden, als auch für die Frauen, denen die männlichen Kollegen fehlen, ist es nur wünschenswert, dass sich die Arbeitssituation bald ändern wird, sodass endlich von typischen Geschlechterrollen Abstand genommen werden kann.

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