Zwei der wichtigsten Grundbedürfnisse eines Kindes sind eine stabile Bindung und Anerkennung. Doch das ist den meisten Eltern leider nicht bewusst. Insbesondere viele Väter vergessen leider nach einer Trennung, dass das Kind auch weiterhin einen guten Vater gebrauchen könnte. Denn die Rolle eines guten Vaters ist scheinbar wichtiger für ein Kind, als bisher angenommen…
Möchten Sie von Zuhause aus Geld verdienen?
Brauchen Kinder Väter?
Unbedingt. Wichtig ist allerdings, dass Kinder einen guten Vater haben, zu dem sie aufblicken können. Ein männliches Rollenvorbild scheint einen wesentlichen Einfluss auf die Sozialisation eines Kindes zu haben.
Haben sich die Väter in den vielen Jahren verändert?
Auch das scheint der Fall zu sein. Wenige Generationen zuvor waren die Rollen in den Familien noch deutlich aufgegliederter. Es gab klare Aufgabenverteilungen in der Familie. Jeder wusste, wer was macht und wer wofür zuständig ist.
Mittlerweile hat sich allerdings eine ganze Menge verändert. Familien haben in den letzten Generationen interessanter Veränderungen und Gesellschaftswandlungen miterlebt, die allesamt dazu beigetragen haben, dass wir heute ein deutlich anders typisches Familienbild wahrnehmen, als einige Jahrzehnte zuvor.
Gibt es noch die klassische Familie, in denen der Mann arbeiten geht und die Frau die Kinder betreut?
Nicht alle Familien machen den Wandel der Gesellschaft mit. Einige sind in den alten Formen geblieben. Auch heute noch gibt es Frauen, die nach der Geburt mit der Arbeit aufhören, um sich ein paar Jahre nur um die Erziehung und auf das Kind zu konzentrieren.
Allerdings gibt es auch immer häufiger ganz andere Familienkonstellationen. Teilweise sind es leider Konstellationen, die darauf vorprogrammiert sind, zu scheitern. Egal für welches Familienmodell man sich entscheidet. Es ist wichtig, dass das Kind die Möglichkeit hat, sämtliche Bedürfnisse erfüllt zu bekommen, damit es eine ausgewogene Kindheit genießen kann und sich gut entwickelt.
Viele Frauen entschließen sich beispielsweise schon direkt nach der Geburt wieder zu arbeiten. Die Gesellschaft nimmt das locker hin, während man vor wenigen Jahren noch für ein solches Vorgehen kritisiert worden wäre.
Dann gibt es auch durch die Gleichstellung von Mann und Frau interessante Aspekte, die Einfluss auf unser Familienleben nehmen. Hinzu kommen dann in vielen Fällen auch wirtschaftliche Aspekte. Ein Großteil der Familien ist längst nicht mehr in der Lage, das notwendige Einkommen durch nur eine Person zu bestreiten. Beide müssen arbeiten. Einen Haupternährer gibt es oft gar nicht mehr.
Der Vater in seiner Rolle
Früher hatte man die Vorstellung von einem strengen Vater, der zugleich autoritär ist. Die Mutter hingegen stellte man sich fürsorglich vor. Sie spendete Trost und Liebe. Das sind natürlich extreme Gegensätze. Wenn der Vater mit Strenge und Autorität auftrat, war wenig Platz für emotionale Nähe zum Kind da. Doch so war es früher eben, auch wenn es vielen Männern mit Sicherheit überhaupt nicht gepasst hat.
Heute sind die Rollenbilder deutlich mehr miteinander verschmolzen. Erst dadurch kann der Vater ganz andere Möglichkeiten bekommen, um seiner Rolle als guter Vater gerecht zu werden.
Darum so wichtig
Eines der wichtigsten Grundbedürfnisse für die Entwicklung des Kindes ist, dass das Kind eine stabile emotionale Beziehung aufbauen kann. Es braucht Personen, die zuverlässig sind, und in erster Linie sollten die Eltern dieses Bedürfnis erfüllen können. Nur so kann sich ein Kind optimal entwickeln und ein Vertrauen zu seiner Umwelt aufbauen.
Tatsächlich wird eine solche Funktion mittlerweile oft von beiden Eltern übernommen. Eine emotionale Sicherheit ist enorm wichtig. Allerdings gehört nicht nur eine Person dazu: Es werden zwei oder sogar mehrere Vorbilder und Bezugspersonen gebraucht. Deswegen nehmen auch oft die näheren Verwandten wie zum Beispiel die Großeltern eine wichtige Rolle in der Entwicklung eines Kindes ein.
Insbesondere stellt die Familie hierbei ein Dreigespann dar – bestehend aus Kind, Mutter und Vater. Die Rollenbilder haben dabei die Aufgabe, sich untereinander zu ergänzen.
Müssen es die leiblichen Eltern sein?
So gut wie jedes Kind ist in der Lage, auch zu anderen Menschen eine intensive emotionale Bindung aufzubauen. Wichtig ist für ein Kind allerdings zu wissen, woher es kommt und von welcher Familie es abstammt. Es ist das dringende Bedürfnis zu wissen, wo man herkommt und wo man hingehört.
Selbstverständlich gilt dies auch für Kinder, die ohne einen Vater aufwachsen müssen, weil der Vater aus irgendeinem Grund nicht bei der Familie ist. Wichtig ist hier, dass über den Vater nicht abwertend gesprochen wird.
Ganz im Gegenteil: es sollte wertgeschätzt werden. Und zwar auch dann, wenn sich die Eltern getrennt haben.
Kinder, die nichts über ihren Vater wissen, verbinden damit ein Geheimnis. Und das wiederum löst eine schlechte Gefühlslage aus. Die Abwesenheit des Vaters sollte mit dem Kind stets geklärt werden. Der Vater sollte wertgeschätzt werden, sodass das Kind auch eine positive Bindung zu seinem leiblichen Vater aufbauen kann, wenn dieser gar nicht da ist.
Dazu gibt es ein wunderbares Beispiel: Eine deutsche Studie zeigte beispielsweise, das Kriegswaisen ihren Vater als einen Helden verehren. Faktisch haben sie ihren Vater nie kennenlernen dürfen.
Sie haben nie seine Eigenarten, seine Strenge, mögliche Wutausbrüche oder ähnliches miterlebt. Doch sie haben ihn als einen Helden in Erinnerung. Sie bauen automatisch eine gute Beziehung zu ihrem Vater auf, obwohl sie niemals die Chance hatten oder haben werden, ihn kennenzulernen.
Anders ist es hingegen oft bei Scheidungskindern. Sie erinnern sich an den Vater in vielen Fällen im Kontext eines schlechten Vaterbildes. Das liegt daran, dass Trennung als konfliktreiche Situation wahrgenommen wird, bei der der Vater den Kontakt zum Kind verliert.
Das Ganze wird automatisch mit etwas Negativem behaftet. Noch schlimmer ist es, wenn der Vater von der Mutter oder von der Familie vor dem Kind abgewertet wird. Es ist dann kaum noch in der Lage, sich die guten Charaktereigenschaften anzueignen, weil es den Vater lediglich in einem schlechten Kontext kennengelernt hat.
Dramatische Auswirkungen auf das Kind
Ein schlechtes Bild vom Vater ist für ein Kind natürlich nur schwer vereinbar, ebenso wie ein schlechtes Bild von der Mutter. Das Kind stammt immerhin vom schlechten Vater ab. Wenn er also schlecht ist oder schlecht gemacht wird, überträgt sich dieses Bewusstsein automatisch auch auf das Kind über. Es denkt eben, der schlechte Vater sei ein Teil von ihm.
Kinder haben das Grundbedürfnis, beide Eltern lieben zu dürfen. Hat ein Kind diese Möglichkeit nicht, so kann das schwere Folgen nach sich ziehen. Bekannt ist zum Beispiel, dass Jungen ihre Väter auf anderen Ebenen vermissen als Mädchen. Generell hat ein Geschlecht des Kindes allerdings nichts damit zu tun.
Hinzu kommt ein weiter wichtiger Punkt: Eine innige Liebesbeziehung zwischen den Eltern ist nicht nur für das Paar wichtig, sondern auch für die Kinder. Denn diese sehen, dass zwischen den Eltern nochmals eine andere Bindung besteht, als zwischen dem Kind und den Eltern selbst.
Beide Elternteile wichtig
Eine gute Beziehung zum Vater ist für das Kind zudem auch wichtig, damit sich Kinder, die eine sehr starke Bindung zu ihren Müttern haben, etwas davon lösen können. Mütter und Väter sind nicht gleich, und gerade deswegen beide in ihren Rollen wichtig. Der Einfluss auf das Kind ist von beiden Seiten recht unterschiedlich.
Das beeinflusst zum Beispiel auch die Tatsache, was die Eltern ihren Kindern jeweils beibringen. Väter verbringen ihre Zeit mit den Kindern nämlich oft sehr sportlich. Sie haben dann einen wesentlichen Einfluss auf den Ehrgeiz und die Autonomie der Kinder. Die Mütter hingegen haben haben oft einen Einfluss auf das Sozialleben des Kindes. Beide Dinge ergänzen sich somit in essentieller Weise.
Ist es heutzutage leichter, ein guter Elternteil zu sein?
Wohl kaum. Viele Experten sind der Meinung, dass es heute sogar deutlich schwerer geworden ist, dem Kind eine gute und vollkommene Kindheit zu ermöglichen. Denn der Druck ist enorm gestiegen. Es gibt zu viele unterschiedliche Rollenmuster. Man kann sich kaum zurechtfinden. Viele Erwachsene sind sich heute schon längst nicht mehr sicher, was überhaupt einen guten Vater oder eine gute Mutter ausmacht.
Früher hingegen war eine Kindererziehung strikt geregelt. Die Säuglinge damals wurden unter anderem konsequent alle vier Stunden gefüttert. Heutzutage hingegen bereits alle zwei Stunden oder je nach Bedarf.
Heute ist alles deutlich differenzierter. Es gibt Hunderte von Modellen, wie man sein Kind erzieht und umsorgt. Die Medien überfluten einen mit Tausenden von Informationen. Es gibt haufenweise Ratgeber – die Nachbarn haben ihre eigenen Konzepte, die Großeltern haben wiederum ihre eigenen Ansichten. Das kann die Eltern schnell verunsichern. Welche Ansätze sind nun die richtigen?
Die Folge ist häufig, dass Eltern nicht wissen, wie sie sich als Eltern richtig verhalten sollen. Gerade für diejenigen, die selbst eine schwere Kindheit hatten und keine richtigen Rollenvorbilder in ihren Eltern vorfinden konnten, wird die Erziehung der eigenen Kind oft schwerfallen. Eltern, die selbst in einem lieblosen Elternhaus aufwachsen mussten, Gewalt oder Missbrauch erlebt haben, müssen das eigene Rollenbild in Frage stellen und sich für neue öffnen.
Selbstreflexion äußerst wichtig
Damit sich ein Elternteil finden und in seiner Rolle bestätigt fühlen kann, muss dieser eine Selbstreflexion durchführen. Dafür müssen sich die Eltern mit der eigenen Geschichte beschäftigen. Man kann sich dann überlegen, was man gerne wie die eigenen Eltern machen würde, und was lieber nicht. Häufig passiert das sogar ganz unterbewusst von alleine, wenn man sich denkt: Ich möchte nicht so sein wie mein Vater oder meine Mutter. Dann gibt es auch die Momente, in denen man schockiert feststellt: Ich reagiere gerade genau wie mein Vater oder meine Mutter.
Die perfekten Eltern gibt es nicht
Der Anspruch an uns selbst ist in den letzten Jahren unglaublich angestiegen. Die Gesellschaft ist leider darauf ausgelegt, nach Perfektion zu streben. Viele Eltern bereuen dann umso mehr die Fehler, die sie einst gemacht haben. Der wohl größte Fehler, den Eltern später einmal bereuen ist, dass sie zu viel gearbeitet und zu wenig Zeit mit ihrer Familie verbracht haben.
Reue ist ein wichtiges Gefühl, denn es weist uns auf Dinge hin, mit denen wir einfach nicht ganz zufrieden sind. Nur so ist es oftmals möglich, Fehler in unserem Leben zu entdecken, die wir eigentlich nicht machen wollen, weil sie uns in Grunde genommen nicht glücklich gemacht haben. Zumindest auf lange Sicht betrachtet.
Wichtig ist, dass man ein Gleichgewicht findet. Reue ist wichtig, doch sollte man sich auch vor Augen führen, dass man nicht perfekt sein kann. Auch nicht als Elternteil. Niemand kann das. Und vor allem: Kinder wollen auch nicht den perfekten Vater oder die perfekte Mutter haben. Sie wollen gute Eltern, an denen sie sich orientieren können, deren Rollen sie akzeptieren und als etwas Gutes betrachten können. Und dafür sind zwei Rollen wichtig: Die einer guten Mutter und die eines guten Vaters. Egal, ob die Eltern zusammen sind oder nicht.
Bildquelle: © Jasmin Merdan – Fotolia.com