Vor zehn Jahren wurde das Elterngeld eingeführt – unter anderem mit dem Ziel, die Familiengründung zu erleichtern. Die Statistiken sehen dementsprechend gut aus. Dem Alltag und den Wünschen der Eltern werden die jedoch nicht gerecht.
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Mehr Väter nehmen sich Elternzeit
Mit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 wollte man nicht nur jungen Paaren die Familiengründung erleichtern, sondern insbesondere auch Vätern ermöglichen, ihrer Erziehungsrolle gerecht zu werden. Und tatsächlich hatte sich schon im ersten Halbjahr des Elterngeldes die Anzahl der männlichen Antragsteller verdoppelt – auf 8,5 %. Mitte 2008 wurden über 18 % der Anträge auf Elterngeld von Vätern gestellt.
Väter nicht mutig genug: Nur kurze Elternzeit
Bis heute ist die Zahl der Elternzeit nehmenden Väter gestiegen. Im dritten Quartal 2013, so ermittelte das Statistische Bundesamt, lag die Väterquote bei 32,3 %. Damit liest sich die Statistik für das Elterngeld ziemlich gut. Tatsächlich ist es aber kein Erfolg für moderne Familienmodelle, in denen sich Mütter und Väter die Erziehung der Kinder und das Geldverdienen teilen.
Denn Väter gehen im Durchschnitt nur 3,1 Monate in Elternzeit. Sie trauen sich also nur für eine kurze Zeit aus dem Berufsleben auszusteigen, während Mütter rund 11 Monate Erziehungszeit nehmen. Dabei wünschen sich auch Mütter eine Karriere oder befürchten einen Karriereeinbruch durch die Elternzeit.
Auch die Einführung des Elterngeldes Plus mit Parnterschaftsbonus in 2015 konnte bislang nur wenig an dieser Situation ändern: nur 2,4 % der Väter, die Elternzeit genommen haben, beziehen auch den Parnterschaftsbonus.
Eltern wünschen sich andere Verteilung
Einer Umfrage der Commerzbank zufolge sieht die Realität anders aus: 70 % der Väter in Elternzeit gaben an, sich eigentlich länger als zwei Monate um den Nachwuchs kümmern zu wollen. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) unterstützt dieses Ergebnis.
„35 Prozent der Mütter und sogar 42 Prozent der Väter würden sich die Arbeit zu Hause und im Büro sogar am liebsten annähernd paritätisch aufteilen“, so die Präsidentin des WZB, Jutta Allmendinger. Während Mütter gerne mehr und Väter gerne weniger arbeiten würden, ist die Aufteilung zwischen Familie und Job immer noch „traditionell“.
Ist die Karriere das Problem?
Ende entscheiden viele Familien aber nur nach dem Geld. Oftmals können sie gar nicht anders. In Zeiten, in denen ein Einkommen nicht mehr ausreichend, um die ganze Familie zu versorgen, folgt auf die Frage, wer wie lange in Elternzeit geht, eine rationale Antwort. Und da vorwiegend Frauen weniger verdienen als Männer, ist es nicht verwunderlich, dass die Elternzeitstatistiken so aussehen wie sie aussehen.
Und auch die Lösung für dieses Problem liegt in den Unternehmen und Betrieben – nicht etwa in zwingend in höheren Gehältern für Frauen, sondern vielmehr in flexibleren Arbeitsmodellen, die an den Alltag junger Eltern angepasst sind. Gleichfalls muss aber auch Zuhause ein Umdenken stattfinden: Frauen müssen Haushalt und Kinderbetreuung abgeben können, ohne den Vater zu „kontrollieren“, und Väter müssen mutiger werden, sich Vollzeit auf den Nachwuchs zu konzentrieren.
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