Orthopädietechnik-Mechaniker, kurz auch Orthopädiemechaniker genannt, versorgen Patienten mit medizinisch-technischen Hilfsmitteln, wie Gehilfen, Bandagen, Schienen, Pflegebetten oder künstlichen Gliedmaßen. Sie stellen die orthopädietechnischen Apparate und Utensilien entweder selbst her oder passen am Markt erhältliche Hilfsmittel auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kundschaft an. Welche Herausforderungen der interessante Ausbildungsberuf mit sich bringt, wie viel ein Orthopädiemechaniker verdient und welche beruflichen Perspektiven er hat, erfahren Sie jetzt.

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Übersicht:

  • Berufsbild eines Orthopädiemechanikers
  • Arbeitsbedingen
  • Ausbildung
  • Aufgaben während der Ausbildung
  • Prothetik
  • Orthetik
  • Rehabilitationstechnik
  • Vergütung
  • Gesellenprüfung
  • Anforderungen an auszubildende Orthopädiemechaniker
  • Gehalt eines ausgebildeten Orthopädiemechanikers
  • Perspektiven
  • Weiterbildung und Studium
  • Selbstständigkeit

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Berufsbild eines Orthopädiemechanikers

Orthopädiemechanikerinnen und Mechaniker sind hauptsächlich in Rehabilitationswerkstätten, in Werkstätten für Orthopädietechnik und in Sanitätshäusern beschäftigt. Sie stellen unterschiedlichste orthopädische Hilfsmittel her und passen Sie auf die individuellen Erfordernisse ihrer Patienten an.

Je nach Aufgabengebiet fertigen sie Prothesen (künstliche Gliedmaßen) oder Orthesen (unterstützende Konstruktionen für Arme, Beine oder den Rumpf) an. Die Herstellung spezieller Bandagen und die Anpassung industriell hergestellter Erzeugnisse der Rehabilitationstechnik, wie Krankenbetten, Rollatoren, Gehhilfen oder anderen Hilfsmitteln zur Bewältigung von Alltagsverrichtungen an die konkreten Patientenbedürfnisse, gehören ebenfalls zu den Leistungen eines ausgebildeten Orthopädiemechanikers.

Von der Beurteilung des Krankheitsbildes über die qualifizierte Beratung bis hin zur Konstruktion sowie Herstellung und Anpassung, liefern Orthopädiemechaniker alles aus einer Hand. Dabei verarbeiten Sie verschiedenste Materialien, wie Holz, Kunststoff, Metall oder Textilien von Hand oder mithilfe von Spezialmaschinen. Sie sind in der Lage, dem Patienten die Handhabung und Bedienung des jeweiligen Hilfsmittels verständlich zu erklären und nach Bedarf Feinjustierungen durchzuführen.

Arbeitsbedingen

Orthopädiemechaniker arbeiten sowohl im Büro, in der Werkstatt als auch im Kundenservice bzw. Orthopädiefachgeschäft. Mithilfe spezieller CAD-Progamme entwerfen die Modelle, die sie später in der Werkstatt in Handarbeit oder an Maschinen umsetzen. Um sich vor Staub, Dämpfen und Maschinenlärm zu schützen, tragen sie während ihrer Arbeit teilweise Atem- und Gehörschutz. Im Büro und Verkaufsräumen tragen sie zumeist legere, kundenorientierte Kleidung.

Viele orthopädierelevante Hilfsmittel sind Maßanfertigungen, die individuell an die anatomischen Gegebenheiten des Patienten angepasst werden müssen. Genauigkeit und Sorgfalt sind deshalb wichtige Eigenschaften eines Orthopädiemechanikers. Der Umgang mit behinderten und kranken Menschen erfordert darüber hinaus viel Geduld, Kommunikationsgeschick und Einfühlungsvermögen.

Ausbildung

Bei der Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker handelt es sich um eine dreijährige betriebliche Berufsausbildung gemäß Orthopädieausbildungsverordnung. Neben dem praktischen Unterricht im Lehrbetrieb findet an einem oder zwei Tagen pro Woche theoretischer Unterricht in der Berufsschule statt. An manchen Ausbildungsstätten ist auch Blockunterricht üblich.

Aufgaben während der Ausbildung

  • – körperliche Einschränkungen der Patienten unter Anleitung des Lehrmeisters beurteilen
  • – Patienten in die Wirkungsweise und den Gebrauch von Hilfsmitteln einweisen
  • – Beratung von Ärzten, Pflegern und Therapeuten bezüglich orthopädietechnischer Möglichkeiten
  • – Abformen von Fehlbildungen, Deformationen und Amputationsstümpfen
  • – 3-D-Konstruktion
  • – Materialbearbeitung von Hand und mithilfe von Maschinen
  • – Montage von Einzelteilen zu komplexen Hilfsmitteln
  • – Anpassen von Miedern, Stützstrümpfen, Orthesen, Prothesen an die körperlichen und funktionellen Gegebenheiten des Patienten
  • – Instandsetzung und Reparatur

Prothetik

Hier lernen angehende Orthopädiemechaniker, wie Prothesen gestaltet werden müssen, dass sie den Anforderungen an die Ästhetik und wichtigen kosmetischen Vorgaben entsprechen. Sie erwerben wichtige Kenntnisse zur Installation und Justierung von elektronisch, hydraulisch oder pneumatisch gesteuerten künstlichen Gliedmaßen.

Orthetik

Grundlagen der Herstellung von Orthesen werden ebenso gelehrt wie wichtige Grundsätze für die Anprobe individuell angefertigter Orthesen.

Rehabilitationstechnik

Der Auszubildende lernt beispielsweise, Lagerungshilfen selbst herzustellen. Darüber hinaus eignet er sich umfangreiche Kenntnisse über die Konfiguration von Rollstühlen, Hebebühnen, Laufbändern, Schlingentischen, Krankenbetten und anderen Rehabilitationshilfsmitteln an. Zusätzlich bekommt er Kenntnisse zu allgemeinen Themen, wie Organisation des Unternehmens, Recht, Buchführung und Umweltschutz vermittelt.

Während des Unterrichts in der Berufsschule erwirbt der Auszubildende umfangreiche allgemeine Kenntnisse in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und Wirtschaftskunde sowie in berufsspezifischen Lehrbereichen, wie Anpassung individueller Rehabilitationshilfsmittel oder Herstellung orthopädischer Schuheinlagen.

Vergütung

Die Höhe der Ausbildungsvergütung (Lehrlingsgehalt) ist nach Ausbildungsjahren gestaffelt und beträgt aktuell im Durchschnitt zwischen 440 Euro (1. Lehrjahr) bis 600 Euro (3. Lehrjahr).

Gesellenprüfung

Den Abschluss der Ausbildung zum Orthopädiemechaniker bildet die Gesellenprüfung. Diese gliedert sich in zwei Teile.

  • 1. Der erste Teil der Gesellenprüfung wird bereits vor Ende des zweiten Lehrjahres abgelegt. Ihr Ergebnis geht zu 30 Prozent in das Gesamtergebnis ein.
  • 2. Der zweite Teil findet am Ende der Lehrzeit statt, wobei mehrere schriftliche und praktischen Prüfungen in verschiedenen Fachbereichen abgelegt werden.

Die Prüfungskommission stellt die zuständige Handwerkskammer.

Anforderungen an auszubildende Orthopädiemechaniker

  • – Kommunikationsfähigkeit und Kundenorientiertheit
  • – Bereitschaft zu Samstagsarbeit und Überstunden
  • – Bereitschaft, Schutzkleidung und firmeninterne Kleidung zu tragen
  • – handwerkliches Geschick
  • – Sorgfalt
  • – gute Beobachtungsgabe
  • – Einfühlungsvermögen, Empathie

Gehalt eines ausgebildeten Orthopädiemechanikers

Durchschnittlich verdient ein Orthopädiemechaniker in Deutschland 2100 Euro brutto, wobei die Höhe des Verdienstes in Abhängigkeit von der Region und der Berufserfahrung zwischen 1500 und 3500 Euro monatlich liegen kann.

Gerade die regionalen Vergütungsverhältnisse machen sich bei diesem Beruf stark bemerkbar. Allerdings stehen dem höheren Lohn in den südlichen Bundesländern häufig auch höhere Lebenshaltungskosten gegenüber.

Perspektiven

Beste Startbedingungen haben Orthopädietechnik-Mechaniker, die bereits während der Ausbildung Zusatzqualifikationen erworben haben. Gute Beispiele sind die Qualifikation zum Betriebsassistent im Handwerk oder zum Europaassistent im Handwerk.

Durch stetige Anpassungsweiterbildungen halten Orthopädiemechaniker ihre Fachkenntnisse auf neuestem Stand oder erweitern sie. Dabei reicht das Themenspektrum von CAD-Konstruktion über den Einsatz innovativer Materialien bis hin zu technischen Weiterentwicklungen.

Weiterbildung und Studium

Ausgebildeten Orthopädiemechanikern, die eine Führungsposition anstreben, helfen Aufstiegsweiterbildungen beim beruflichen Vorankommen. Die bestandene Prüfung als Orthopädietechnikermeister oder Meisterin beispielsweise, eröffnet eine Vielzahl interessanter Karrieremöglichkeiten.

Gesellen mit Abitur können auch studieren und beispielsweise einen Hochschulabschluss (Bachelor, Master) im Studienfach Orthopädie- und Rehatechnik erwerben.

Selbstständigkeit

Orthopädietechnik gehört laut deutscher Handwerkordnung zu den zulassungspflichtigen Gewerken. Wer sich als Orthopädiemechaniker selbstständig machen möchte, muss demnach einige Voraussetzungen erfüllen, damit sein Unternehmen in die Handwerksrolle aufgenommen wird. Das kann beispielsweise der eigene Meisterabschluss sein oder dem Betrieb muss zumindest ein Angehöriger einer anerkannten Berufsgruppe, wie ein Meister, ein Ingenieur oder ein Techniker dauerhaft angehören.

Auch erfahrene Gesellen, die eine mehr als sechsjährige Berufspraxis, davon mindestens vier Jahre in leitender Stellung, nachweisen können, dürfen sich unter bestimmten Umständen mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen. Detaillierte Auskünfte hierzu erteilt die zuständige Handwerkskammer.

Bildquelle: © WavebreakmediaMicro – Fotolia.com

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