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Die Welt der Berufe ist im Wandel – denn viele technische Errungenschaften, die aus unserer modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind, haben viele Berufsbilder nahezu vollständig verdrängt. Böttcher zum Beispiel kennen heute viele Menschen nicht mehr als Beruf, aber als Nachnamen.

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Wer heute einen seltenen Beruf ergreift, entscheidet sich bewusst gegen eine Konzernkarriere und berufliche Inhalte am Puls der Zeit. Im Vordergrund steht häufig ein ausgeprägtes Interesse für ein Fachgebiet, vielleicht sogar eine Leidenschaft, sowie der Wunsch, sich von der Masse abzuheben und eine Tradition fortzuführen. Der Vorteil: Der Fachkräftebedarf ist in diesen Branchen durchaus vorhanden – und Absolventen haben mit einem seltenen Beruf gute Perspektiven für die berufliche Zukunft, sobald Sie einen der Ausbildungsplätze ergattert haben.

Der Böttcher: Metier Holzfass

Der wohl seltenste Lehrberuf in Deutschland ist der des Böttchers, auch unter den Bezeichnungen Fassbinder und Küfer bekannt. Es gab ihn schon zu Zeiten der alten Römer. Im Jahr 2012 haben sich deutschlandweit nur drei junge Männer für diese Ausbildung entschieden. Mit ein wenig Fantasie lässt sich erahnen, welche Tätigkeit hinter diesem Begriff steht: Ein Böttcher stellt Bottiche her, aber auch Eimer und Fässer aus Holz. Und zwar in Handarbeit! Ein Knochenjob, mit Schmutz und Lärm verbunden ist, aber auch ein Handwerk, das noch heute seine Berechtigung hat.

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Nur im Holzfass reifen die Aromen des Weins

Wein, der in Holzfässern reift, verfügt später über eine besonders aromatische Note. So ein 4000-Liter-Fass, das mit der Hand gefertigt wurde, ist jedoch eine teure Anschaffung für den Winzer: Es schlägt mit stolzen 10.000 Euro zu Buche, hat aber auch eine Lebensdauer von bis zu einem halben Jahrhundert. Abnehmer solcher Holzbehältnisse sind aber nicht nur Weingüter, sondern auch Brennereien und Brauereien, die Papier- und Textilindustrie, die Landwirtschaft und die Wellnessindustrie. Seit einigen Jahren erfährt die kleine, feine Branche wieder Aufwind, weil Kunden die Vorteile des Naturproduktes Holz wiederentdecken.

Bürsten- und Pinselmacher: Ein haariges Geschäft

Bürsten und Pinsel sind Alltagsprodukte, die niemals ausgedient haben werden – und doch ist der Beruf des Bürsten- und Pinselmachers selten geworden. Die dreijährige Ausbildung werden in diesem Jahr nur sechs junge Menschen in ganz Deutschland absolvieren. Sie stellen Bürsten und Pinsel noch traditionell aus Tierhaaren her, indem sie die Härchen in eine Metallhülse klemmen. Das erfordert Sorgfalt und Fingerspitzengefühl. Dabei haben sie es durchaus mit wertvollem Rohmaterial zu tun: Ein Kilogramm Feuerwieselhaare kosten 12.000 Euro. Sie werden zu Künstlerpinseln verarbeitet.

Tierhaarallergie

Tiergerüche und Holzstaub gehören in diesem Beruf zum Alltag, doch nur eine Tierhaarallergie spricht gegen das Ausüben des Berufes. In Bechhofen an der Heide konzentriert sich die Branche der Bürsten- und Pinselmacher, hier nahe Nürnberg sind neben der Ausbildungsstätte etwa 30 Hersteller ansässig. Hier verdienen Auszubildende im dritten Lehrjahr nur 600 Euro brutto, nach der Ausbildung sind es um  die 2000 Euro brutto. Die maschinelle Fertigung ergänzt mittlerweile häufig das Handwerk – eine Maßnahme, um am Markt bestehen zu können.

Destillateure: Interessanter Beruf in der Lebensmittelbranche

Auch ein wichtiger Schritt beim Erzeugen von Spirituosen scheint langsam aus der Mode zu kommen: das Destillieren. Nur 12 Absolventen dieses Fachs hat die Branche in diesem Jahr zu vermelden. Dabei bietet der Beruf für junge Menschen mit Interesse an Chemie und Biologie spannende Inhalte. Aus Früchten und Kräutern erzeugen sie Essenzen, Sirup und ätherische Öle.

Gemischt mit Wasser oder Alkohol entstehen Liköre, Rum oder Weinbrand. Bei diesen Prozessen ist viel Technik in Form von automatisierten Produktionseinrichtungen im Spiel und Sorgfalt gefragt. Die Berufsschule absolvieren alle Auszubildenden aus Deutschland, Schweiz und Österreich gemeinsam in Dortmund.

Nur 14 Ausbildungsplätze in Deutschland

Die Herstellung eines Genussmittels, bei dem eine feine Nase, Experimentierfreude und Erfindergeist zählen, ist ein attraktives Berufsbild für naturwissenschaftlich interessierte junge Menschen, die einen der 14 Ausbildungsplätze in Deutschland ergattern möchten. In jedem Fall liegen Spirituosen aus kleinen Manufakturen wieder im Trend – der Hamburger Trendforscher Peter Wippermann ordnet die Renaissance alter Spirituosenrezepte sogar eine ähnliche Zugkraft ein wie dem Craft-Beer-Boom in den USA.

Metall- und Glockengießer: gutes Auge und Feingefühl sind gefragt

15 Lehrlinge absolvieren dieses Jahr ihre Ausbildung als Metall- und Glockengießer und werden sich anschließend in einer der bundesweit fünf Glockengießereien bewerben. Das Herstellungsverfahren von Glocken ist seit Jahrtausenden beinahe unverändert: Um einen gemauerten Glockenkern wird eine Gussform modelliert und der entstandene Hohlraum mit flüssigem Metall, das auf 1200 Grad erhitzt wurde, ausgegossen.

Daher tragen Metall- und Glockengießer auch Schutzanzüge. So eine Glocke kann 50.000 Euro kosten, und damit sie wie gewünscht klingt, müssen ihre Parameter aufwändig berechnet werden. Ein seltener Beruf, der darüber hinaus ein gutes Auge und Feingefühl erfordert.

Auch Kunst wird gegossen

Doch nicht nur Kirchen- und Schiffsglocken, auch Kunstgegenstände und Pokale werden von Metall- und Glockengießern gefertigt. In Pegnitz befindet sich die Berufsschule für alle Auszubildenden in Deutschland. Sie können sich auf eine von drei Fachrichtungen spezialisieren: Zinngusstechnik, Fertigung- und Oberflächenbearbeitung sowie Metallgusstechnik.

Seiler: Traditionsberuf mit Zukunftsperspektive

Seile herzustellen, ist seit der Antike ein echtes Handwerk, nach dem auch die Hamburger Reeperbahn benannt ist. Die heutige Vergnügungsmeile bzw. die Parallelstraße bot mit ihren 930 Metern Länge ehemals den Hamburger Seilern genug Platz, um ihre Schiffstaue zu fertigen. Doch nicht nur aus der Schifffahrt sind Taue und Seile nicht wegzudenken, auch in Fahrstühlen und an Brücken, aber auch in Form elektrischer Leitungen spielen sie eine tragende Rolle. Gefertigt werden sie aus unterschiedlichen Materialien wie Sisal, Hanf, Flachs, Kokos, Draht oder Polyester. Aus Fasern machen die Seile Fäden, aus Fäden die sogenannten Litzen, daraus dann das Seil.

Seile haben immer Saison

Ein Handwerk, bei dem es auf gute mathematische und physikalische Kenntnisse ankommt: Schließlich müssen Eigenschaften des Seils berechnet werden, um die spätere Belastungsfähigkeit zu gewährleisten. Rund 20 Lehrlinge lassen sich pro Jahr im dualen System zum Seiler ausbilden – ein seltener Beruf, der nach 3 Ausbildungsjahren gute Beschäftigungschancen mit einem Verdienst von etwa 2000 Euro brutto eröffnet, zum Beispiel auch in der Automobilzulieferindustrie. Seile haben schließlich immer Saison!

Bildquelle: © PANORAMO – Fotolia.com

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