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Gerade im pubertierenden Alter mehren sich die Fälle von selbstverletzenden Handlungen. Auch das sogenannte „Ritzen“ gehört dazu. Das Ritzen ist vor allem bei Jugendlichen verbreitet und stellt eine Art Ventil dar, das die Jugendlichen für sich entdecken, um tiefe psychische Verletzungen zu kompensieren. Doch neben dem Ritzen gibt es noch einige weitere Warnsignale, die ein Kind sendet, wenn es sich psychisch schwach fühlt…

Hilfe, mein Kind ritzt sich!

Wenn Eltern die ersten verdächtigen Narben am Körper ihres Kindes sehen, sitzt der Schock meist tief: Warum ausgerechnet mein Kind? Viele Eltern machen sich dann schwere Vorwürfe und wissen nicht, wie sie sich und vor allem ihrem Kind helfen können. Doch sowohl für Eltern als auch für die Kinder gibt es in solchen Situationen die entsprechende Hilfe…

Wichtig: Warnsignale richtig deuten

Je früher man die Warnsignale des Kindes wahrnimmt, desto eher kann man reagieren und das Kind damit vor Schlimmerem bewahren. Doch es gibt ein Problem. Das Ritzen ist zwar ein wichtiges Ventil – den Betroffenen selbst jedoch extrem unangenehm. Ritzer sind aus diesem Grund ziemlich geschickt, wenn es darum geht, die äußerlichen Spuren ihres Verhaltens zu verstecken.

Möchte das Kind beispielsweise auch im Sommer bei hohen Temperaturen nicht in kurzer Kleidung  herumlaufen, so ist dies schon etwas verdächtig. Noch verdächtiger wird es, wenn das Kind außerdem nicht zum Baden mitkommen möchte oder den Schulsport meidet. Denn: geritzt wird normalerweise immer an Armen und Beinen.

Aufgepasst: Es kann durchaus vorkommen, dass das Kind das Ritzen selbst dementiert und zu erklären versucht, dass die Narben beim Spielen entstanden sind – sollten die Narben jedoch parallel angeordnet sein und vor allem immer wieder auftreten, ist dies eigentlich eine ziemlich eindeutige Botschaft.

Die wahren Ursachen erkennen

Wie bereits erwähnt wirkt das Ritzen auf die Betroffenen wie eine Art Ventil. Doch weshalb ist ein solches „Ventil“ bei manchen Kindern (nicht selten auch Erwachsenen) überhaupt notwendig?

Für die Beantwortung dieser Frage ist es sinnvoll, sich mit den Eigenschaften der Betroffenen auseinanderzusetzen. Interessanterweise tauchen bei den Betroffenen immer wieder drei Verdächtige auf:

  • emotionale Labilität
  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • Unfähigkeit, Emotionen auszudrücken

Diese drei Faktoren lassen sich bei den Betroffenen immer wieder bestens erkennen. Die emotionale Labilität ist dabei eine Art Zusammentreffen verschiedener Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Reizbarkeit, Nervosität, Unsicherheit, Ärger oder Angst. In besonders angespannten Situationen reagieren die Betroffenen nicht selten sehr sensibel – teilweise machen sich die Auswirkungen auch physisch bemerkbar. Zum Beispiel durch Kopfschmerzen oder anhaltende Magen-Darm-Probleme.

Für die emotionale Labilität ist häufig ein negatives Schlüsselereignis aus der Kindheit verantwortlich.

Ein weiteres Problem, das vor allem im Teenageralter zur Geltung kommt, ist das verminderte Selbstwertgefühl. Denn hier ist der Prozess der Identitätsfindung gerade erst im Vormarsch. Viele Jugendliche zweifeln in dieser Phase an sich selbst, schätzen sich selbst gering oder werten den eigenen Charakter ab.

Darum Ritzen sich Betroffene

Bei den Betroffenen baut sich im Inneren ein extremer Druck auf, der nach einem Ventil sucht. Durch das Ritzen kann sich die betroffene Person durch den Schmerz von den eigenen Emotionen ablenken.

Allerdings kann das Ritzen auch ein Zeichen der Solidität sein, um anderen Jugendlichen die eigene Zugehörigkeit oder Loyalität zu demonstrieren. Manchmal wollen sich die Betroffenen aber auch einfach nur von der Erwachsenenwelt abkapseln. Das Ritzen gibt den Jungendlichen das Gefühl einer stabilen Komponente in ihrem Leben, weshalb das Ritzen schnell zu einer (häufig leider ungewollten) Gewohnheit wird.

Ihr Kind ritzt sich oder Sie kennen Betroffene? So können Sie helfen!

Besonders wichtig ist, dass die Anzeichen selbstverletzender Aktivitäten schnell erkannt werden, um frühzeitig helfen zu können. Das Ritzen sollte dabei unbedingt ernst genommen werden. Denn hinter diesem „Ventil“ stecken meist traurige Beweggründe.

Aber: Nur weil sich ein Kind ritzt, muss das noch lange nicht heißen, dass das Kind psychisch krank ist. Es kann nämlich ebenso sein, dass das Kind das Ritzen nur aus Neugier probiert – vielleicht ahmt es das Verhalten von Freunden oder Stars nach. Allerdings sollte man lieber vom Ernstfall ausgehen – nämlich, dass sich das Kind ritzt, weil es gerade in einer schwierigen Situation steckt.

Reden – der Schlüssel zum Erfolg

Wie so häufig ist ein vertrauensvolles Miteinander ein wichtiger Lösungsansatz. Tiefgründige Gespräche können helfen, die Ursache oder die Ursachen für den Selbstverletzungen des Kindes zu finden.

Problematisch wird es allerdings, wenn das Kind nicht über das Ritzen sprechen möchte. In diesem Fall ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen. Etwa einen Arzt oder einen Psychotherapeuten. Hierzu gibt es auch Einrichtungen, an die Sie sich wenden können, um hilfreiche Tipps und Anweisungen zu bekommen.

Wichtig: Vermeiden Sie um jeden Preis, der betroffenen Person Vorwürfe zu machen, denn damit würden Sie nur Öl ins Feuer gießen!

Bildquelle: © EinBlick – Fotolia.com

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