ArbeitslosHartz 4News am

Vertreter von Sozialverbänden zeigen sich empört: In einer Broschüre des Jobcenters Pinneberg werden den Hartz-IV-Empfängern Tipps mitgeteilt, mit denen sie gut sparen können sollen. Doch hier stößt das Jobcenter teilweise auf ziemlich harte Kritik…

Möchten Sie von Zuhause aus Geld verdienen?

Eine echte Hilfe oder einfach nur degradierend?

Mithilfe einer Broschüre des Jobcenters Pinneberg möchte die Behörde den Hartz-IV-Beziehern zeigen, wie sie in allen möglichen Bereichen des Lebens sparen können. Allerdings kommen die Tipps längst nicht so gut an, wie sich das Jobcenter die Aktion zunächst erhofft hatte.

So wird für einen preiswerten Einkauf beispielsweise empfohlen, dass sich die Empfänger von Hartz IV einen Einkaufszettel schreiben sollten, nur Sonderangebote nutzen sollten oder nicht hungrig einkaufen gehen sollten. Denn ansonsten bestünde die Gefahr, dass sich der Bezieher von Hartz IV zu viele Dinge in den Einkaufswagen legt beziehungsweise Dinge, auf die der Bezieher Appetit hat. Manche der Produkte könnten dann später sogar verderben.

Nun stellten sich viele Leser der Broschüre die Frage, wie hilfreich solche Tipps tatsächlich sind. Viele Bezieher von Hartz IV fühlen sich auf den Schlips getreten.

Vizechef der Bundesagentur für Arbeit spricht Lob aus

Das Jobcenter Pinneberg hat „einen tollen ALG2 Ratgeber herausgegeben“, so lobt der Vizechef der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, die Broschüre des Jobcenters Pinneberg, und weiter: „Hartz IV einfach erklärt.“

Paritätischer Wohlfahrtsverband ist anderer Meinung

Der Paritätische Wohlfahrtsverband beurteilt das Handbuch allerdings etwas anders: „Es ist absolut albern, wenn Hartz-IV-Beziehern nahegelegt wird, ihre Möbel zu verhökern, nur noch Leitungswasser zu trinken, Vegetarier zu werden und das Gemüse am besten gleich selbst anzubauen.“ Das sagte der Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider in einem Interview mit der „Bild“.

Verfasser sollen die Tipps lieber selbst anwenden

Auf „Focus Online“ fordert der User Christian Hartmann: „Den Personen, die für die Inhalte der menschenverachtenden Broschüre verantwortlich sind, sollten die Bezüge für mindestens 12 Monate auf ALG-II-Niveau gekürzt werden. (…) Die Spartipps des Jobcenters Pinneberg sind menschenfeindlich und widersprechen vielfach den Aussagen in staatlichen Broschüren, zum Beispiel bei der ausgewogenen Ernährung, besonders bei Kindern. Diese blödsinnigen Ratschläge strotzen nur vor Sarkasmus.“

Dieser Meinung schlossen sich auch viele weitere Leser an. Die Userin Ira Lester schreibt zum Beispiel: „Den Verfassern solcher Ratgeber wäre zu wünschen, dass sie ihre Tipps mal selbst langfristig anwenden müssen.“ Ein anderer User schreibt: „Diese Broschüre ist rausgeschmissenes Geld, das man anderweitig sinnvoller hätte einsetzen können.“

Auch positive Meinungen vertreten

Nun gab es aber lange nicht nur schlechte Meinungen zum Pinneberger Hartz-IV-Ratgeber. Ann Christin Müller findet beispielsweise: „Da gibt ein Jobcenter eine (wie ich finde ordentliche und verständliche) Broschüre heraus von mehr als 100 Seiten. Auf 6 Seiten davon werden Sparvorschläge gemacht. Und der Boulevard stellt es so dar, als ob ALG-II-Empfänger ab sofort nur noch Leitungswasser trinken und alle ihre Möbel verkaufen sollen.“

Damit möchte sie betonen, dass es sich im Ratgeber lediglich um Vorschläge und Möglichkeiten handelt, Geld zu sparen. Was man mit den Ratschlägen letztendlich anfängt, bleibt jedem selbst überlassen.

Bildquelle: © Photographee.eu – Fotolia.com

6 Bewertungen
4.33 / 55 6