Rheinland-Pfalz will das im Herbst 2016 gestartete Pilotprojekt zur Ausbildung von Sprachmittlern fortsetzen. Bislang wurden 17 Dolmetscher ausgebildet, um Flüchtlinge in der ersten Zeit in Deutschland zu begleiten.
Projekt wird fortgesetzt
Am Montag wurden die ersten Ausbildungszertifikate für Sprachmittler in Mainz übergeben. Die anwesende Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne) teilte mit, dass das Land Rheinland-Pfalz, welches das Projekt finanzieren, „voll hinter diesem Pilotprojekt“ stehe. Man hoffe daher auch, „dass es weitergeht und wir einen weiteren Kurs anbieten können“, so Spiegel.
17 Sprachmittler wurden ausgebildet
Im Herbst 2016 startete das Projekt zur Ausbildung von Sprachmittlern. Mit der Zertifikatsübergabe konnte man 17 neue Dolmetscher begrüßen, die in erster Linie in den Sprachen Farsi, Dari und Arabisch ausgebildet wurden. Denn für diese Sprachen, die ein Großteil der Flüchtlinge sprechen, gibt es bundesweit zu wenig ausgebildete Dolmetscher.
Die ausgebildeten Sprachmittler werden aber nicht nur als reine Dolmetscher eingesetzt, um Flüchtlinge bei Behördengängen, Arztbesuchen oder in der Schule der Kinder zu unterstützen. Sie sollen auch zur kulturellen Vermittlung beitragen.
Lehrgang dauerte ein halbes Jahr
Das Projekt wurde gemeinsam vom Land Rheinland-Pfalz, den Volkshochschulen und der Industrie- und Handelskammer (IHK) realisiert. In der ersten Ausbildung wurde ein berufsbegleitender Lehrgang angeboten, der mit einem IHK-Zertifikat abschloss.
Der erste Lehrgang begann im November und dauerte ein halbes Jahr. Die Teilnehmer zahlten circa 200 Euro für die Sprachmittler-Ausbildung. Für welchen Zeitraum der zweite Ausbildungslehrgang geplant ist, ist noch nicht bekannt.
Dolmetscher sind wichtig für Asylanträge
Gut ausgebildete Dolmetscher sind für Flüchtlinge und Behörden von großer Bedeutung. Sie helfen nicht nur bei der gesellschaftlichen oder beruflichen Integration, sondern unterstützen Flüchtlinge und Behörden auch im Asylverfahren – zum Beispiel bei der Anhörung und Entscheidung über den Asylstatus. Eine mangelnde Qualität der Übersetzung kann mitunter zu fehlerhaften Entscheidungen führen.
Das weiß auch ein Zusammenschluss aus zwölf Wohlfahrtsverbänden, Anwalts- und Richtervereinigungen sowie Menschenrechtsorganisationen, der eine zügige und faire Bearbeitung der Asylanträge fordert und gleichzeitig auf die damit verbundene Dringlichkeit der Qualität von Dolmetschern hinweist.
Missbrauchen Dolmetscher ihre Macht?
Der MDR berichtet im September 2016 über Dolmetscher, die angeblich ihre Macht als Mittler zwischen Flüchtlingen und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ausnutzten. So sollen Dolmetscher, die politisch anders denken als die zu betreuenden Flüchtlinge, zu deren Nachteil übersetzen und somit das Asylverfahren gefährden.
Das Problem ist mitunter die geringe Bezahlung durch das BAMF. Dort erhalten Dolmetscher nur 30 Euro pro Stunde. Das ist weit unter ihrem üblichen Stundensatz.
Ein Dolmetscher muss neutral sein
Dass Neutralität für Dolmetscher nicht immer einfach ist, zeigt das Beispiel einer gebürtigen Afghanin, die als Sprachmittlerin tätig ist. „Ich gehe hin und dann sind meistens alle Iraner.
Man hört den iranischen Dialekt. Das ist ein Unterschied wie zwischen österreichischem Deutsch und deutschem Deutsch“, so Noorjahan Aria laut MDR. Offiziell haben sich aber viele dieser Flüchtlinge als Afghanen ausgegeben, um bessere Chancen auf eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Erzählt man nun von der Lüge oder übersetzt man als neutraler Begleiter?
Monika Eingrieber vom Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer stellt klar: „Ein professioneller Dolmetscher ist dafür da, das zu übersetzen, was gesagt wird. Er muss vollständig übersetzen, genau übersetzen, er muss neutral, er muss allparteilich sein. Er darf nicht zu irgendeiner Seite gehören.“
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