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Wie oft steht man vor dem Einkaufsfenster und träumt vor sich hin: Ach, könnte ich mir das Paar Schuhe doch nur leisten… oder diesen Mantel… oder im Restaurant einfach mal nicht auf den Preis achten zu müssen… was würde man nicht alles anstellen, wenn Geld keine Rolle mehr spielen würde?

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Kinder, die in Reichtum geboren werden

Die alltäglichen und typischen Sorgen der normalen Bürgerschichten bekommen die Stinkreichen natürlich in ihrem Leben nicht mit. Wer sich seinen Reichtum selbst erarbeiten musste, weiß oftmals nur allzu gut, wie es ist, mit weniger auskommen zu müssen – wer allerdings schon reich geboren wird, hat diese Erfahrungen nicht. Doch ist man als reicher Nachwuchs glücklicher? Hat man nun gar keine Sorgen mehr? Wie fühlt man sich als Kind, für das Geld keine Rolle spielt?

Bei Hanna, die 21 Jahre alt ist, ist genau das der Fall. Geld spielt in ihrem Leben keine Rolle mehr. Geld hatte für sie übrigens noch nie irgendeine Rolle gespielt. Sie beziehungsweise ihre Eltern hatten schon immer mehr als genug davon – die erwirtschafteten jedes Jahr nämlich dreistellige Millionensummen. Das mag für viele wie der absolute Traum klingen, doch für Hanna ist es das Gegenteil.

Reichtum kennen viele nur aus dem TV

Wie die Superreichen so leben, wissen die meisten nur durch entsprechende TV-Trashformate. Zum Beispiel die Sendung „Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie“. Die durchweg blonde Familie mit strahlend weißen Zählen (auch der Opa) präsentiert wöchentlich ein Leben ohne finanziellem Limit. Natürlich sind die Höhepunkte der Sendung jede Menge Glitzer, Glamour und teure Luxusgüter.

Das Leben der Superreichen wirkt in den Sendungen schon beinahe surreal. Es wird Traumleben vorgegaukelt, das mit der Realität meist nur wenig bis gar nichts zu tun hat. Die Probleme des Alltags der Superreichen werden inszeniert oder verfälscht (zum Beispiel eine vom Friseur ruinierte Frisur oder ähnliche eigentlich banalen Dinge. Wirkliche Probleme scheinen sie nicht zu haben.

Mehr Schein als Sein?

Wie es tatsächlich ist, sich von Geburt an ohne finanzielle Grenzen zu bewegen, erklärt Hanna: „Als Kind habe ich gar nicht verstanden und gemerkt, dass wir reich sind. Klar, gab es bei uns an Weihnachten immer ziemlich viel und wir waren sehr oft im Urlaub… Aber für mich war das ja normal.“ Hanna erklärt im Interview, dass viele Kinder gar nicht verstehen, was Reichtum ist. Es ist einfach normal, so zu leben.

Der entscheidende Moment, in dem man zu verstehen lernt, was Reichtum eigentlich ist, kommt dann, wenn man in die Schule kommt. Denn dort wird der eigene überdurchschnittliche Lebensstandard mit dem Lebensstandard der anderen Kinder auf die Waage gelegt. Kinder vergleichen sich häufig und wollen sich aneinander messen. Wer reich ist und wer nicht, wird da schnell klar.

„Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen und hier gibt es nur ein Gymnasium. Jeder weiß alles über Jeden. Oder meint zumindest alles zu wissen. Ich wurde immer nur dadurch wahrgenommen, was mein Vater erreicht hat und es wurde viel über uns gesprochen.“

Ab wann gilt man überhaupt aus reich?

Laut dem Psychologen Daniel Kahneman liegt die goldene Zahl des Jahreseinkommens bei 75.000 Dollar. Ab diesem Betrag kann man sich schon zu den „Reichen“ zählen. Auf den Monat herunter gerechnet bedeutet das ein Nettogehalt von knapp 6.000 Euro. Ab diesem Gehalt soll ein höherer Verdienst das eigene Glücksempfinden nicht mehr signifikant beeinträchtigen können. Eher das Gegenteil ist laut dem Forscher der Fall:

Zu viel Reichtum hindert einen daran, sich über die vielen kleinen Dinge im Leben freuen zu können. Außerdem verliert Geld in den eigenen Augen schnell seinen tatsächlichen Wert. Schuld daran ist die leichte Verfügbarkeit.

Es fühlt sich an, wie der Sand am Meer. Es ist einfach genug da, um unendlich viele Sandburgen zu bauen. Sand am Strand wird somit selbstverständlich. Niemand freut sich darüber, einen Quadratmeter Sand am Strand gefunden zu haben – und genau so fühlen sich auch oft die Superreichen. Geld ist einfach da. Glücksgefühle verbindet man damit kaum.

Mit dem Reichtum verschiebt sich also auch die eigene Wahrnehmung. Geld wird nicht mehr als Traum wahrgenommen, sondern als Überfluss.

Hanna möchte es anders machen. Sie gibt zu, dass sie absichtlich second-hand kauft. Sie lebt vegetarisch und versucht außerdem, dass Fliegen zu vermeiden.

„Ich bin dankbar für die Sicherheit und muss mir keine Sorgen machen. Wenn ich etwas machen möchte, dann könnte ich mir das auch leisten. Aber ich frage mich immer: Muss ich das jetzt machen? Lohnt sich das? Meine Freunde fliegen zum Beispiel über das Wochenende weg und ich fliege nicht mit.

Finanziell wäre das kein Problem gewesen, aber ich finde es bescheuert, für zwei Tage irgendwo hinzufliegen. Meine Eltern würden mir alles bezahlen, wonach ich sie frage. Aber ich wurde so erzogen, dass ich mir genau überlege, wonach ich frage. Meine Schwester und ich hatten immer sehr viel Respekt vor unseren Eltern, deswegen haben wir die Grenzen nie ausgetestet.“

Wie gut gelingt Hanna das Normalsein?

Die Interviewer stellen fest, dass sich das Mädchen während des Gesprächs immer wieder abzugrenzen versucht – doch so ganz scheint es ihr nicht zu gelingen. Denn der Reichtum ist ein Teil ihres Lebens, ob sie möchte oder nicht. Den Reichtum einfach aus ihrem Leben zu verbannen, ist nicht möglich.

Sie versucht den Überfluss auszublenden, um sich normaler zu fühlen. Doch eines ist klar: Überfluss ist deutlich einfacher auszublenden, als Mangel.

„Meine Cousinen und Cousins leben den Reichtum ganz krass und bewusst aus. Die haben acht Autos und mehrere Häuser für drei Personen. Wenn das iPhone herunter fällt, kaufen sie sich einfach ein neues. Das sind eben ganz klassische Konsumopfer und ich werde schnell in die gleiche Schublade gesteckt.

Die dunkle Seite des Reichtums

In der Schule hatte sich Hanna häufig ausgenutzt gefühlt. Besonders erinnert sie sich dabei an ihren Abiball. Denn nach dem Abschluss hatten alle Geld für dessen Finanzierung gesammelt. Natürlich wurde sie dann auch immer wieder das Ziel fieser Sprüche. Zum Beispiel, dass ihr Vater doch den Ball bezahlen sollte. „So etwas hat mich wirklich belastet.“

Nun möchte Hanna weg aus ihrem Dorf und dem vielen Gerede. „Mein Vater hätte natürlich gerne gesehen, dass ich Wirtschaft studiere und in die Firma einsteige. Es ist offen und schwierig, wer sie übernehmen wird. Alle, die zurzeit in Frage kommen würden, haben eigentlich keinen entsprechenden Abschluss und vor allem auch keine gesunde Einstellung dazu. Sie denken, dass der Geschäftsführer den ganzen Tag mit einem Jet durch die Gegend fliegt und zu Business-Essen geht.“

Auf der Flucht in ein eigenes Leben

Hanna entscheidet sich gegen das Wirtschaftsstudium. Ihr war direkt klar, dass sie mit 18 Jahren von Zuhause ausziehen möchte: „… so weit weg wir möglich“, sagt sie. Stattdessen möchte sie zum Studieren nach München gehen. Denn hier wird sie nicht mehr doof angemacht, weil sie aus einer reichen Familie kommt.

„Die Partys in München sind wirklich klischeemäßig. Zum Beispiel hatten wir bei einer Geburtstagsparty in einem typischen Münchener Club einen Tisch gemietet, es gab Absolut Vodka und Scampi-Häppchen.

Da waren außer uns Mädels viele ältere Männer. Ich kenne einige der Mädels, die sich an diese Männer ran schmeißen. Das sind dann eher die, die doch nicht so viel Geld haben, aber unbedingt zu dieser Blase, diesem Lifestyle gehören wollen. Mittlerweile gehe ich nicht mehr viel feiern.“

Auch von dem krassen Konkurrenzkampf erzählt sie im Interview. Sie berichtet, dass sie in ihrem ersten Jahr Probleme damit gehabt habe, doch nun sei es ihr egal. Hanna läuft mit einem Rucksack durch die Gegend, während alle ihre schicken Taschen tragen.

Von den Jungs erzählt sie, dass diese sogar teilweise im Anzug zur Uni gehen würden. „Ich bin halt die Ökotante unter ihnen“, gibt sie zu.

„Ich habe mich ganz normal für ein Stipendium und Studienplatz beworben und wurde ausgewählt. Das macht mich stolz und ich freue mich viel mehr über Erfolg, wenn ich es alleine geschafft habe.“ Dann sagt Hanna: „Ich fühle mich am wohlsten, wenn niemand von meinem Familienhintergrund weiß, denn nur dann werde einfach ich als Mensch wahrgenommen.“

Bildquelle: © denisismagilov – Fotolia.com

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