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Deutschland zählt zu den reichsten Ländern der Welt. Wie kommt es dann, dass es hier trotzdem so viele arme Menschen gibt?

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Existenzielle Armut und relative Armut

Armut in Deutschland bedeutet relative Armut. Beim Armutsbegriff handelt es sich in Deutschland um einen Vergleich mit der übrigen Bevölkerung. Die finanzielle Situation einer Person wird in Relation zur Gesamtsituation gesetzt. Abzugrenzen von dieser relativen Armut ist die existenzielle Armut, bei der selbst die finanziellen Mittel für einen Grundbedarf wie Essen, Trinken, Kleidung und Wohnen kaum noch zur Verfügung stehen und das Überleben in Gefahr ist. Diese Form der Armut existiert dank gesetzlichem Sozialleistungsanspruch in Deutschland nicht.

Arm sein in Deutschland

Für die Weltbank gilt ein Mensch als arm, der mit weniger als 2 Euro pro Tag auskommen muss. So schlimm trifft es wohl kaum jemanden in Deutschland. Hierzulande ist arm, wer weniger als 60 % vom durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat. Auch dann spricht das Statistische Bundesamt noch nicht von Armut, sondern von Armutsgefährdung. Aktuell liegt dieser Betrag bei 917 Euro netto monatlich für einen Single und 1926 Euro netto bei einer vierköpfigen Familie. So gesehen gilt in Deutschland jeder Sechste als armutsgefährdet.

Trotzdem fühlt sich nicht jeder mit vergleichsweise niedrigen Einkünften arm. Ein Beispiel: Eine Rentnerin mit einer eher schmalen Rente von 890 Euro verfügt über hohe Ersparnisse und besitzt ein abbezahltes Haus.

Ihr Enkel wiederum verdient 1200 Euro netto im Monat und lebt in München mit seinen bekanntlich hohen Mieten. Hin und wieder muss er seine Großmutter um Geld bitten, wenn unerwartet ein Haushaltsgerät oder sein Computer defekt ist. Verkehrte Welt: Die angeblich arme Oma greift ihrem offiziell nicht armutsgefährdeten Enkel finanziell unter die Arme. Daher wird die oben genannte Definition von Armut kritisch gesehen.

Das Einkommen allein entscheidet also nicht bereits über das Armutsrisiko. Das Statistische Bundesamt hat dies erkannt und bewertet für seine Armutsdefinition auch, was sich ein Mensch leisten kann. Besitzt er ein Auto? Kann er seine Wohnung ausreichend heizen? Kann er mindestens jeden zweiten Tag eine reichhaltige warme Mahlzeit zu sich nehmen? Dies zugrundegelegt, gilt sogar jeder Fünfte in Deutschland als arm.

Armutsbegriff abhängig vom Lebensstandard

Beim Definieren von Armut in Deutschland spielt also auch der allgemeine Lebensstandard eine Rolle. Heute ist es normal, ein Auto, einen gut gefüllten Kühlschrank und ein Handy zu haben.

Anfang der Sechziger Jahre gab es in vielen Familien nur einmal in der Woche eine Fleischmahlzeit. Autos und Waschmaschinen waren Luxus. Weil damals 87 % der Menschen in Deutschland so lebten, galt dies als normal, nicht als arm. Heute entsprechen Auto und Waschmaschine dem üblichen Lebensstandard.

Armut ist also stets relativ. Manch einer, der statistisch gesehen als arm gilt, fühlt sich nicht so. Andere oberhalb der Armutsdefinition können durchaus im Alltag finanziell herausgefordert sein, selbst wenn sie den Umgang mit Geld beherrschen.

Bildquelle: © Alexander Raths – Fotolia.com

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