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Zeitarbeit gilt im deutschen Arbeitsmarkt als feste Größe: Mehr als 700.000 Menschen sind aktuell in der Arbeitnehmerüberlassung tätig, wie Zeit-Jobs offiziell heißen. Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz räumt Leiharbeitern grundsätzlich die gleichen Rechte ein wie anderen Berufstätigen. Welche Risiken und Chancen Zeit-Jobs dennoch bieten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Zeitarbeit hat von jeher mit einem eher negativen Image zu kämpfen – sie gilt als eine der typischen Niedriglohnbranchen. Dabei entspricht die Idee von einem flexiblen Arbeitsplatz mehr denn je dem Zeitgeist, und die Branche entwickelt sich: Selbstständige Spezialisten können in Form von Zeitarbeit sogar als Interimsmanager spannende Projektarbeit leisten. Insofern bietet Zeitarbeit viele Chancen, aber auch einige Nachteile, die Interessierte kennen sollten.

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Alle 3 Monate ein neuer Job

Insgesamt gibt es derzeit etwa 7.000 Zeitarbeitsfirmen in Deutschland – und kaum eine Branche greift nicht auf die temporären Mitarbeiter zurück. Einzige Ausnahme bildet das Bauhauptgewerbe: Hier ist der Einsatz von Zeitarbeitern nicht erlaubt.

Angestellt bei der Zeitarbeitsfirma, werden die Mitarbeiter in fremden Unternehmen eingesetzt. Oft in einem befristeten Rahmen, dem nach durchschnittlich drei Monaten (Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) ein anderer Einsatz folgt. Akademiker oder Facharbeiter bleiben aufgrund ihrer höheren Qualifizierung im Schnitt länger in ein und demselben Unternehmen.

Das Prinzip der Zeitarbeit

Auch wenn Zeitmitarbeiter gerade nicht im Einsatz sind, erhalten sie über die Zeitarbeitsfirma ihr Gehalt. Kritiker befürchten, dass dieses in jedem Fall geringer ausfällt als in regulären Arbeitsverhältnissen. Heute müssen nichttarifliche Zeitarbeitsfirmen jedoch den im Kundenbetrieb üblichen Lohn zahlen – das sieht der gesetzliche Gleichstellungsgrundsatz vor. Zudem sind die meisten Zeitarbeitsfirmen tarifgebunden, mit dem Ziel, den Verdienst, die Arbeitszeiten, die Urlaubszeiten und Sonderleistungen der Zeitarbeitskräfte dem der Stammbelegschaft anzugleichen.

Tarifvertragliche Regelungen wurden in der Vergangenheit jedoch in Form von Haustarifverträgen auch dazu missbraucht, Dumpinglöhne zu zahlen. Seit dem 1. Januar 2015 gilt ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde. Bis Ende Ende 2016 sind übergangsweise auch niedrigere Stundensätze zulässig, sofern diese in von der Bundesregierung anerkannten Tarifverträgen festgelegt sind.

Einsteiger lernen verschiedene Branchen kennen

Dank des Prinzips der Zeitarbeit können Kundenunternehmen flexibel agieren und wettbewerbsfähig bleiben. Schließlich lassen sich Auftragsspitzen oft nur mit Mitarbeitern aus der Zeitarbeit bewältigen. Auch für Arbeitnehmer kann der Job in der Zeitarbeit eine große Chance bedeuten: Wer sich engagiert in immer neue Bereiche einarbeitet und sich in unterschiedliche Strukturen einfügen kann, lernt viel dazu.

Die Freude an einem Job in der Zeitarbeit ist auch eine Typfrage: Menschen, die sich Kontinuität und Routine im Job wünschen, haben es schwerer. Wer sich leicht anpassen kann und sich mit wechselnden Aufgaben und Kollegen wohl fühlt, findet in der Zeitarbeit ein passendes Modell. Sie erleichtert gerade auch Einsteigern durch umfassende praktische Erfahrungen in kurzer Zeit die Orientierung für die Zukunft – hier lassen sich immerhin in relativ geschütztem und vergütetem Rahmen verschiedene Berufe ausprobieren.

Je 3 Chancen und Risiken von Zeitarbeit

Das Thema Zeitarbeit wird seit jeher kontrovers diskutiert – weil es Chancen und Risiken mitbringt, die einander gegenüberstehen. Auch in deutschen Erfolgsunternehmen ist der Einsatz von Mitarbeitern auf Zeit üblich, aber nicht unumstritten. Der Zeitarbeit wurde vielfach vorgeworfen, ihren Wachstum auf Kosten fester Stellen zu entwickeln. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2013 belegt jedoch, dass durch diese unterm Strich mehr Stellen geschaffen als verdrängt wurden.

1. Raus aus der Arbeitslosigkeit versus Befristung

Zeitarbeit ermöglicht vielen Arbeitnehmern den Einstieg oder den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Wer beispielweise nach der Ausbildung Probleme hat, einen Job zu finden, kann mit der Zeitarbeit Wartezeiten überbrücken. Die Alternative bilden oft nur Praktika, die weniger attraktiv oder gar nicht vergütet sind. Die Anzahl an Hochqualifizierten nimmt laut des Instituts für Deutsche Wirtschaft Köln (IW) zu – auch, weil beispielsweise (Fach-)Hochschulabsolventen im Rahmen der Zeitarbeit interessante Kontakte zu Unternehmen knüpfen und wertvolle Berufspraxis sammeln können.

Grundsätzlich kann Zeitarbeit bei der beruflichen (Um-)Orientierung wertvolle Dienste leisten. Gleichzeitig bietet Zeitarbeit oft keine Sicherheit in Form einer langfristigen Perspektive: Die Arbeitsverträge sind meist befristet, damit auch die Zeitarbeitsfirma flexibel bleibt. Doch für den Einzelfall gilt: Auch Zeitarbeitsfirmen sind an einer langfristigen Zusammenarbeit mit motivierten und qualifizierten Mitarbeitern interessiert.

2. Arbeit auch für Ungelernte versus aufwändige Einarbeitung

Selbst Ungelernte, die auf dem Arbeitsmarkt sonst eher schlechte Karten haben, erhalten mit der Zeitarbeit die Chance auf Beschäftigung. Für ausländische Zeitarbeiter werden wichtige Vertragsinhalte übersetzt. Sie sind in mit einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit in der Zeitarbeit besser abgesichert als viele Saison- oder Arbeitskräfte ohne Vertrag. Ob ungelernt oder hochqualifiziert: Die Einarbeitung stellt in jedem neuen Unternehmen erneut eine Herausforderung dar, der sich ein Zeitarbeiter stellen muss.

3. Chance auf Festanstellung versus unstetes Berufsleben

Mitarbeiter auf Zeit, die sich in Unternehmen als festes Teammitglied beweisen, können bei guter Eignung, hoher Eigenmotivation und dauerhaftem Bedarf eine Chance auf eine Festanstellung erhalten. Dies trifft jedoch auf nur 7% der Leiharbeiter zu, so eine Studie des IAB. Hier ist sicher der Einzelne gefragt: Wer motiviert ist und eine kontinuierlich gute Leistung an den Tag legt, ist für den Arbeitgeber interessant. Für viele Zeitarbeiter ist aber wiederholte Wechsel von Unternehmen und Kollegen Realität – ein eher unstetes Berufsleben also.

Schlechte Auftragslage kein Kündigungsgrund

Zumeist sind die Arbeitsverträge in Zeitarbeitsfirmen befristet. Bleiben Aufträge dauerhaft aus, kann die Firma diese auslaufen lassen. Diese Flexibilität ermöglicht ihr, selbst rentabel zu wirtschaften. Einfach kündigen kann eine Zeitarbeitsfirma ihre Mitarbeiter nämlich nicht: Grundsätzlich stehen auch Zeitarbeiter unter allgemeinem Kündigungsschutz, der eine Kündigung nur aus personen-, verhaltens- und betriebsbedienten Gründen zulässt. Betroffene sollten sich bei Betriebsrat oder Gewerkschaft informieren, wenn Zweifel an der Rechtswirksamkeit einer Kündigung bestehen.

Bildquelle: © Coloures-pic – Fotolia.com

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