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Eine 19-Jährige wurde aufgrund einer Fehlgeburt zu 30 Jahren Haft verurteilt. Eine Strafe, die hierzulande nicht einmal Kinderschänder und Mörder bekommen. Doch das Schlimmste am Urteil: Die Frau ist aufgrund einer Vergewaltigung schwanger geworden…

Wegen „schweren Mordes“

El Salvador: Dieses Urteil ist ein schreckliches Beispiel dafür, wie es in manchen anderen Ländern der Welt zugeht. Eine 19-jährige Frau wurde dort nach einer Vergewaltigung schwanger.

Evelyn, die betroffene 19-Jährige, wurde am 6. April 2016 in einem Gesundheitszentrum in Cojutepeque im Norden von San Salvador aufgenommen, nachdem sie bei sich zuhause in den Wehen lag und dabei ohnmächtig wurde. Ihrer Schwangerschaft war sich die junge Frau allerdings nicht bewusst. Wie eine lokale Organisation berichtete, soll Evelyn einige Monate zuvor das Opfer einer Vergewaltigung geworden sein. Jedoch hatte sie aus Angst keine Anzeige bei den Behörden erstattet.

Nachdem die Frau im Gesundheitszentrum aufgenommen wurde, wendete sich das Blatt jedoch ein weiteres Mal auf dramatische Weise: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses zeigten Evelyn bei den Behörden an. Hierauf folgte ein Prozess – und am 5. Juli 2017 verkündete das Gericht das Urteil: 30 Jahre Haft für Evelyn wegen „schweren Mordes“. Ihre Rechtsanwälte wollen Berufung gegen das Urteil einlegen.

Absolutes Abtreibungsverbot

Aufgrund der hohen Kriminalitätsrate in El Salvador werden besonders viele Frauen zu Opfern von Gewalttaten wie Diskriminierung, Misshandlung oder Vergewaltigung. Auch geltende die Rechtslage lässt das Leben unzähliger Frauen zur reinsten Qual werden: So zum Beispiel das absolute Abtreibungsverbot.

Seit dem Jahr 1998 ist Abtreibung in El Salvador unter sämtlichen Umständen verboten. Auch dann, wenn es sich um eine Schwangerschaft infolge einer Vergewaltigung handelt oder wenn die Schwangerschaft durch Inzest verursacht wurde. Nicht einmal dann, wenn das Leben der schwangeren Frau in Gefahr ist oder eine Kombination der Fälle besteht, kann eine Abtreibung in El Salvador juristisch gerechtfertigt werden.

Viele Frauen mussten aufgrund des strikten Abtreibungsverbotes bereits sterben oder wurden sogar inhaftiert. Bei Evelyn handelt es sich somit um keinen Einzelfall. Schon öfter kam es vor, dass Frauen in El Salvador vor Gericht gestellt und wegen „schweren Mordes“ zu bis zu 40 Jahren Haft verurteilt wurden.

„Das Anti-Abtreibungsgesetz El Salvadors verursacht nichts als Schmerz und Leid bei zahllosen Frauen, Mädchen und ihren Familien. Es widerspricht den Menschenrechten und gehört weder in dieses noch in irgendein anderes Land.“ Dies erklärte Erika Guevara-Rosas, die Direktorin der Amerika-Abteilung von „Amnesty International“.

Bildquelle: © napatcha – Fotolia.com

 

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