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Kann es wirklich unglücklich machen, Mutter zu werden? Zumindest könnte man das meinen, wenn man sich den Titel des Buches von Sarah-Fischer, Autorin und Mongolei-Expertin durchliest. Sie erklärte nun im Interview mit „BUNTE.de“, weshalb sie ihr Buch „Die Mutterglück-Lüge“ geschrieben hat.

In ihrem Buch „Die Mutterglück-Lüge“ beschreibt Sarah Fischer, wie sie mit 40 Jahren Mutter wurde und ihr immer klarer wurde, dass sie keineswegs von der Mutterrolle erfüllt wurde. Im Interview sagt sie: „Muttersein ist nicht für jede Frau automatisch der Weg zum Glück. (…) Man ist nicht automatisch glücklich, nur weil man ein Kind hat. Und das ist ein wesentlicher Punkt in der Mutterglück-Lüge. Viele Mütter lassen den Gedanken noch nicht einmal vor sich selbst zu, weil es so ein Riesentabu ist“, erklärte sie gegenüber „BUNTE.de“.

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Was die Autorin besonders bedrückte

Als besonders schweren Punkt sieht sie, dass sie beinahe ganz hinter der Rolle als Mutter ihrer drei Jahre alten Tochter verschwunden wäre. Das machte ihr zu schaffen.

„Als Mutter, die wie ich mit 40 ein gesundes Kind bekommen hat, hast du sowieso zu allererst einmal dankbar zu sein. Fremde Menschen in meinem Umfeld urteilen, wie eine vermeintlich gute Mutter zu sein hat. Sie hat ihre Bedürfnisse hinten anzustellen, sich für das Kind aufzuopfern und gefälligst glücklich zu sein.“

Doch die Autorin sagt auch, dass eben das nicht unbedingt der Fall sein muss, nur weil die Gesellschaft es so von einer Mutter erwartet. Sie gibt an, dass sich ihr Leben seit der Geburt ihres Kindes nicht unbedingt zum Positiven verändert habe.

„Ich dachte, ich schaffe das locker mit dem Kind.“

Als sie mit 39 Jahren schwanger wurde, sei ihr immerhin klar gewesen, worauf sie sich da einlässt. Ihr war bewusst, dass sie beruflich zurückstecken müsste, wenn sie wirklich ein Kind wollen würde. Dennoch dachte sie sich, dass sie es sehr gut mit ihrem Erziehungsmodell hinbekommen würde. Die Realität sah dann jedoch ganz anders aus.

Die Nachteile des Mutterseins

Kaum mehr Reisen, kaum beruflicher Aufstieg: Sarah Fischer findet, dass das Leben mit Kind für Frauen noch immer viele Nachteile mit sich bringt.

„Es ist unglaublich schwer, sein Modell so durchzuziehen, wie man das gerne möchte, weil man immer wieder von außen gesagt bekommt, wie die Mutterrolle auszusehen hat. Fremde Menschen haben mich angesprochen und gesagt: „Sie haben ihre Tochter mit zehn Monaten schon zu einer Tagesmutter abgegeben, das wird sich rächen.“ Geht’s noch?“, fragte sie sich.

„Am Ende wurde ich keiner Rolle gerecht“ – das Muttersein war für die Autorin ein Schock. Natürlich wollte sie eine gute Mutter sein und die verschiedenen Erwartungen, die die Gesellschaft an eine Mutter stellt, erfüllen. Sie wollte so funktionieren, wie man sich eben eine Mutter vorstellt.

Anfangs sei sie nur den Meinungen anderer Personen hinterhergehechelt. Am Ende hätte sie jedoch keiner einzigen Rolle gerecht werden können. Nicht ihrer Rolle im Beruf, nicht ihrer Rolle als Mutter. „Und diese permanenten Demoralisierungen von außen haben mir sehr zu schaffen gemacht“, erklärt sie im Interview.

Fehlende Freiheit

Besonders kritisiert sie zudem, dass man als Mutter nur selten die notwendigen Freiräume zugestanden bekommt, die man braucht. Es fehlte ihr, selbst entscheiden zu können, was zu tun oder zu lassen sei. Die vielen Meinungen und Erwartungen der anderen hätten sie beruflich und persönlich stark eingeschränkt.

„Seit der Geburt meiner Tochter muss ich mich ständig rechtfertigen für meine Arbeit. Mein Mann arbeitet normal weiter wie vorher. Als Frau kann ich es nur falsch machen“, so ihre Erfahrung. „Wenn ich Vollzeitmutter bin, kriege ich zu hören, ich liege nur meinem Mann auf der Tasche und habe mein Hirn abgegeben. Wenn ich arbeite, heißt es, es ist egoistisch, wider die Natur und die Mutter-Kind-Beziehung sollte im Mittelpunkt stehen.

Autorin landete im Burn-Out

Der immense Zwiespalt, den die Autorin im Interview beschrieb, führte sie letztendlich zu einer dramatischen Endhaltestelle: Sie bekam einen Burn-Out!

„Ich liebe meine Tochter über alles. Aber ich bereue dieses Mutterbild in Deutschland, das mir aufgedrückt wird. Ich gebe doch mein Menschsein nicht mit dem Muttersein ab. Ich habe doch vorher ein sehr gutes Leben gehabt.“

Dann fasste die Autorin den entscheidenden Entschluss, ein Buch zu verfassen, das anderen Frauen Mut machen sollte. „Sobald du als Frau auch nur andeutest, dass du mit der Mutterrolle unzufrieden bist, wird ja auf die geschossen. Ich wollte aufstehen für die Frauen, die sich nicht trauen, das zu sagen.“

Bildquelle: © Kzenon – Fotolia.com

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