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Derzeit wachsen in Deutschland rund 2,3 Millionen Kinder bei nur einem Elternteil auf. Fast 90 Prozent der Kinder leben bei der Mutter. Und: Fast die Hälfte der Kinder lebt von Hartz IV. Viele sehen die Schuld für diese traurige Entwicklung in der Politik.

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Vater, Mutter, Kind – heile Welt?

Das Modell einer vollständigen Familie mit Mutter, Vater und Kind macht in Deutschland rund 80 Prozent aller Familien aus. Dennoch steigt die Zahl der Alleinerziehenden deutlich an. Mehr als zwei Millionen Kinder leben bei nur einem Elternteil. Der meisten leben bei der Mutter.

Da die Alleinerziehenden allerdings ein besonders hohes Armutsrisiko haben, droht den Kindern verhältnismäßig deutlich häufiger die Armut als Kindern aus „heilen Familien“.

Das Problem sehen viele Experten in den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Alleinerziehenden das Leben zusätzlich schwer machen. Die Annahme wird untermauert von einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung.

Größtes Problem: Geld

Von den mehr als zwei Millionen Kindern, die in einer Ein-Eltern-Familie aufwachsen, lebt fast die Hälfte von Hartz IV. Knapp 38 Prozent der Alleinerziehende bezieht laut der Studie der Bertelsmann Stiftung eine staatliche Grundsicherung. Deutlich mehr, als in Paarhaushalten. Hier beziehen gerade einmal sieben Prozent die staatliche Grundsicherung.

Die Ergebnisse der Studien legen offen, dass sich das Armutsrisiko von Alleinerziehenden in den letzten Jahren sogar weiter verschärft hat. Während das Armutsrisiko bei Paarfamilien gesunken ist, hat sich das Armutsrisiko für Alleinerziehende leider erhöht.

Alleinerziehende arbeiten mehr

Ebenfalls verblüffend: 61 Prozent der alleinerziehenden Mütter gehen arbeiten. Aufgrund der hohen Zusatzbelastung durch die alleinige Verantwortung für die Kinder können Alleinerziehende häufig jedoch nicht in einem Vollzeit-Arbeitsverhältnis arbeiten. Ihr durchschnittlicher Stundenumfang entspricht 29,5 Stunden pro Woche. Damit arbeiten alleinerziehende Mütter deutlich mehr als Mütter in Paarhaushalten (24,5 Stunden).

Das Einkommen der Alleinerziehenden reicht in vielen Fällen jedoch nicht aus, um den eigenen Unterhalt sowie den der Eltern zu decken.

Politik ist schuld

Als schuldig an der Situation der Alleinerziehenden sehen viele Experten die Politik. Wichtige Regelungen müssten grundlegend geändert werden, damit Alleinerziehende ausreichend unterstützt werden könnten. Die Autoren der Studie sehen insbesondere eine Anpassung der gesetzlichen Lage des Unterhalts als sinnvoll.

Ihren Recherchen zufolge erhält die Hälfte der Alleinerziehenden nämlich überhaupt keinen Unterhalt für ihre Kinder. Weitere 25 Prozent erhalten den Unterhalt nur unregelmäßig oder in zu geringer Höhe. Die Gründe für diese Problematik wurden ebenfalls noch nicht gut genug untersucht.

Sollte eine alleinerziehende Person tatsächlich zu wenig Unterhalt bekommen, sieht der Gesetzgeber zwar eine Hilfeleistung vor, doch fällt diese noch immer viel zu gering aus. Zahlt der Unterhaltspflichtige gar nicht oder nur unregelmäßig, kann der staatliche Unterhaltsvorschuss beantragt werden. Hier gab es bereits zum Jahreswechsel einige wichtige Änderungen.

Bis zum Jahr 2016 war es nämlich nur möglich, den Unterhaltsvorschuss bis zu maximal sechs Jahre lang zu beziehen. Und das auch nur, wenn das Kind noch nicht zwölf Jahre alt war.

Mit dem Jahreswechsel hat sich das zum Glück geändert. Das Maximalalter der unterstützungsberechtigten Kinder wurde auf 18 Jahre heraufgesetzt.

„Die Regeln zum Unterhaltsvorschuss gehen häufig an der Lebensrealität der Betroffenen vorbei und haben die Kinder und Jugendlichen nicht im Blick. Alle Kinder haben unabhängig vom Alter und dem Trennungszeitpunkt ihrer Eltern Bedürfnisse, die gedeckt sein müssen. Deshalb sollten auch alle Kinder und Jugendlichen von 0 bis 18 Jahren Anspruch auf Unterhaltsvorschuss haben“, erklärte im Jahr 2016 Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Dank ihm und vielen weiteren Experten, die sich für die Unterstützung der Alleinerziehenden stark gemacht haben, wurde die gewünschte Änderung tatsächlich zum Jahreswechsel von der Politik umgesetzt.

5 Dinge, die Experten für Alleinerziehende fordern

Damit die Lage der Alleinerziehenden langfristig gebessert werden kann, fordern Experten insbesondere die folgenden fünf Schritte:

  • 1. Vertiefte Analysen: Es muss genauer untersucht werden, weshalb so viele Alleinerziehende zu wenig oder gar keinen Unterhalt vom unterhaltspflichtigen Elternteil sehen. Es muss herausgefunden werden, warum der Unterhalb regelmäßig bei nur einem Viertel der Alleinerziehenden ankommt.
  • 2. Bessere Durchsetzung: Eine Durchsetzung der Unterhaltsansprüche der Kinder sollte unbedingt verbessert werden. Ein mögliches Modell dazu könnte der britische Child Maintenance Service sein.
  • 3. Staatliche Unterstützung: Wenn der nicht betreuende Elternteil wegen mangelnder Zahlungsfähigkeit die Unterhaltsansprüche nicht decken kann, muss der Staat besser einspringen.
  • 4. Verbesserter Unterhaltsvorschuss: Zwar wurde der Unterhaltsvorschuss bereits zum Jahreswechsel reformiert, doch könnten hier nach wie vor noch weitere Optimierungen getroffen werden. Im letzten Jahr forderten Experten beispielsweise eine altersgerechte Unterstützung von 0 bis 18 Jahren und eine Anrechnung des Kindergeldes nur bis zur Hälfte auf den Unterhaltsvorschuss.
  • 5. Geteilte Sorge: Die tatsächlich praktizierten Betreuungsmodelle in getrennten Familien müssen im Unterhalts- und Sozialrecht besser berücksichtigt werden. Wenn sich die Eltern die Sorge teilen, entstehen Mehrkosten: Zwei Kinderzimmer, doppelte Kleidungsmenge und Spielzeug, Bus- und Bahnfahrkarten kosten viel Geld und müssen finanziert werden.

Bildquelle: © Khorzhevska – Fotolia.com

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