In 2015 haben rund 1,7 Millionen deutsche Beschäftigte rund 48 Stunden pro Woche gearbeitet. Das sind nicht nur mehr als in 1995 – die Deutschen arbeiten außerdem länger und häufiger am Wochenende oder an Feiertagen.
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1,7 Millionen Deutsche arbeiten 48 Stunden pro Woche
Die Deutschen schuften immer länger. Dies geht aus einer Anfrage der Bundestagsfraktion von Die Linke an die Bundesregierung beziehungsweise aus deren Antwort hervor. Demnach arbeiten die Menschen in Deutschland immer länger und auch häufiger – also vor allem auch an Wochenenden und Feiertagen. Rund 1,7 Millionen Beschäftigte arbeiteten 2015 48 Stunden pro Woche. Damit stieg die Zahl der Viel-Arbeiter um 400.000 Personen an.
Zum besseren Vergleich: 48 Stunden auf reguläre fünf Arbeitstage pro Woche verteilt wären 9,6 Stunden pro Tag. Alternativ acht Stunden auf sechs Tage verteilt oder 6,8 auf die ganze Woche.
Arbeitszeit nimmt branchenunabhängig zu
Die Zunahme der Arbeitszeiten insgesamt und speziell an Feiertagen oder am Wochenende lässt sich nicht auf einige wenige Branchen besprechen, sondern ist eine Entwicklung des gesamten deutschen Arbeitsmarktes. Rund 8,8 Millionen Beschäftigte arbeiteten in 2015 regulär an Wochenenden und Feiertagen. Das sind 2,8 Millionen mehr als in 1995, rund jeder vierte Beschäftigte in Deutschland. Unter den 8,8 Millionen Menschen arbeiten aber nur 5,6 Millionen im Schichtdienst.
Die Linke fordert ein Gegenwirken von Bundesarbeitsministerin Nahles
Die Linke, die die Anfrage an die Bundesregierung gestellt hat, fordert nun, dass Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles von der SPD gegen diese Entwicklung entgegen wirkt. Insbesondere gesundheitliche Risiken für den Einzelnen und daraus resultierende Folgen für das gesamte Gesundheitssystem dürften nicht das Ergebnis dieser Entwicklung sein.
In dieser Hinsicht fordert Die Linke insbesondere eine Auseinandersetzung mit flexiblen Arbeitszeiten seitens des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Man müsse sich endlich den Bedürfnissen der Arbeitnehmer anpassen und weniger das Wohl der Unternehmen im Blick haben und die Arbeitszeiten zunehmend aufweichen lassen.
„Immer mehr Menschen arbeiten schon jetzt abends, nachts oder am Wochenende“, sagte Sozialexpertin Jutta Krellmann von Die Linke auf Anfrage der „Passauer Neue Presse“. „Aber anstatt der Ausbreitung atypischer Arbeitszeiten und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken einen Riegel vorzuschieben, will Bundesarbeitsministerin Nahles das Arbeitszeitgesetz noch weiter aufweichen“, kritisierte sie weiter.
Längere Arbeitszeiten führen zu höherem Druck
In vielen Branchen herrschen nicht nur längere Arbeitszeiten, sondern auch damit verbundener Arbeitsdruck. Handwerker und Monteure z.B. arbeiten zunehmend unter Zeitdruck, ebenso wie Beschäftigte aus dem Pflegesektor – zu viele Kunden, zu wenig Personal und folglich zu wenig Zeit für den Einzelnen.
Tarifverträge müssen angepasst werden
Am Abend länger im Büro bleiben, am Wochenende im Einsatz für den Chef sein. Für die heutige Arbeitswelt ist das nicht ungewöhnlich, wie das Statistische Bundesamt bestätigt. Vor allem ältere Arbeitnehmer, die höhere Führungspositionen innehaben, gehören zu jenen Beschäftigten, die abends länger arbeiten. Auch im Einzelhandel sind längere Arbeitszeiten üblich geworden, was mit den längeren Ladenöffnungszeiten einhergeht.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert in diesem Zusammenhang, dass längere und atypische Arbeitszeiten Standard geworden sind, gleichzeitig aber nicht in den Tarifverträgen erfasst werden. So lägen die Arbeitszeiten vier Stunden über der vereinbarten Zeit. Unbezahlte Überstunden dürften sich aber hieraus nicht ergeben, so der DGB. Dabei scheint die Wertschätzung der geleisteten Arbeit durch ein höheres Gehalt für viele Arbeitnehmer nicht erste Priorität zu haben. Viele wünschen sich vorrangig ein sicheres Arbeitsverhältnis und einen guten Kontakt zu Kollegen.
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