Obdachlose mit Hunden Werden die Vierbeiner betäubt
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Obdachlose mit Hunden – auf einmal sind sie überall. Vor einiger Zeit tauchte eine Geschichte auf Facebook auf, nach der ein Obdachloser mit einem betäubten Hund um Geld bettelte. Verständlicherweise ist das Netz empört. Doch was ist dran? Sind einige Hunde von Bettlern wirklich mit Narkosemitteln betäubt?

An Bahnhöfen, in Fußgängerzonen oder in Einkaufsstraßen: Nicht selten haben die Bettler einen süßen und treuen Begleiter dabei, der sich zu ihnen kuschelt oder einfach nur brav da liegt – viele Passanten empfinden das stundenlange Stillliegen als unheimlich und unnatürlich…

Grundsätzlich ist das Betteln mit Tieren in Deutschland erlaubt. Zumindest solange die Tiere nicht aggressiv auftreten, Passanten belästigen oder den Verkehr behindern.

Oft lässt sich dabei beobachten, wie die Hunde teilweise stundenlang einfach daliegen, ohne sich zu regen. Leicht kann hierbei der Eindruck entstehen, dass die Tiere betäubt wurden.

Ein User namens „Nique Black“ teilte über seinen Facebook-Kanal dann schließlich ein Foto, das einen Obdachlosen zeigte. Angeblich soll der Mann auf dem Bild mit einem betäubten Hunde-Welpen um Geld gebettelt haben.

Viele Nutzer äußerten sich empört über den Vorfall. Das Bild wurde Tausende Male geteilt und verbreitet. Einige der Nutzer riefen sogar zu Gewalt gegen den Obdachlosen auf. Doch schnell konnte die Polizei den Vorwurf als eine Falschmeldung enttarnen.

Was ist generell dran am Verdacht?

Tatsächlich häufen sich im Netz die Berichte über Bettler mit betäubten Hunden. Verständlicherweise tauchen die Berichte dabei vor allem in Foren und Blogs auf, die sich mit dem Tierschutz befassen.

Allerdings greifen auch einige Medien die Fälle auf. Der „Münchner Merkur“ schrieb am 18. Oktober 2016: „Tierschützer schlagen Alarm: Bettler-Hunde unter Drogen“. Nur einen Tag später meldetet die „Bild“: Tiere werden sediert – CSU fordert Bettelverbot mit Verbeinern“.

In den besagten Artikeln beschreiben die Medien dann, dass sich hinter den Hunden eine Art Bettel-Firma verbirgt. Sie soll die Tiere an die Bettler vermietet haben.

Auch viele Tierschützer sind derweil davon überzeugt, dass es eine Art Bettel-Mafia gibt. Diese soll, damit die Hunde auch wirklich mehrere Stunde regungslos am Boden liegen bleiben können, den Tieren Beruhigungsmittel geben.

Einfach nur eine Mitleidsmasche?

Tatsächlich kann man gerade in Großstädten gut beobachten, wie sich unter den Obdachlosen eine Art „Trends“ bemerkbar machen. Während im einen Jahr besonders viele Bettler auf Krücken unterwegs sind, legen sich im nächsten Jahr viele Bettler Hunde – häufig auch kleine Welpen – zu.

Dieses Szenario beobachten natürlich nicht nur viele Passanten, sondern auch große Organisationen wie der Deutsche Tierschutzbund. Der Deutsche Tierschutzbund geht nach eigenen Aussagen davon aus, dass die kleinen Hunde tatsächlich ein Trend in vielen deutschen Großstädten sind.

Allerdings erklärt die Tierschutzbund-Referentin Caterina Mülhausen, dass dies in der Regel kein Phänomen bei einfachen Obdachlosen sei – hier gehe es eher um organisierte Banden aus Osteuropa, die auch aggressiv betteln und die Tiere zur Schau stellen.

Nur wenige Fälle von Betäubung dokumentiert – unter anderem in Hamburg

Die Heimtier-Expertin Sarah Ross von der Stiftung „Vier Pfoten“ erklärt, dass sie nur von wenigen dokumentierten Fällen wisse, in denen Hunde von Obdachlosen tatsächlich betäubt wurden. In Hamburg beispielsweise sollen Hunde entdeckt worden sein, die zuerst betäubt und dann unter einer Decke gefesselt wurden.

Die Polizei und der Tierschutz seien bereits eingeschaltet worden. Die Tiere sollen dann in ein Tierheim in der Süderstraße gebracht worden sein. Allerdings handele es sich hier lediglich um Einzelfälle.

Bildquelle: © juefraphoto – Fotolia.com

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