Maßnahmen bei Überschuldung stellen meist einen drastischen Einschnitt ins Leben dar. Je nachdem, wie man damit umgeht, kann das aber auf lange Sicht negative oder positive Folgen haben. Was eine Überschuldung ist und wie Sie aus ihr herauskommen, erfahren Sie hier.

Übersicht:

  • Was ist eine Überschuldung?
  • Wichtige Begriffe
  • Überschuldung – und dann?
  • Insolvenzverfahren
  • Hilfe bei Überschuldung
  • Umschuldung und Privatkredite?
  • Schutz vor Überschuldung

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Was ist eine Überschuldung?

Geld zu leihen und es mit Zinsen zurückzuzahlen, ist seit vielen Jahrhunderten gängige Praxis. Immer wieder werden Versuche unternommen, dieses Geldsystem zu verändern, da es regelmäßig bei Einzelpersonen, Firmen und sogar ganzen Staaten zu einer Überschuldung kommt, die meist katastrophale Folgen hat. Aber was ist eine Überschuldung überhaupt?

Dafür gibt es mehrere Definitionen. Ihnen ist gemein, dass es dem Schuldner unter realistischen Bedingungen nicht mehr möglich ist, seine Schulden zurückzuzahlen oder auch nur die regelmäßigen Zinsen zu begleichen. Das kann mit einer Insolvenz zusammengefallen, also einer Zahlungsunfähigkeit, muss aber nicht unbedingt der Fall sein.

Zum Beispiel kann ein Schuldner ein regelmäßiges Einkommen beziehen, das ausreicht, um Zinsen zu zahlen. Trotzdem kann er in seinem gesamten Leben nicht genügend Mittel erwirtschaften, um die Schuld zu tilgen.

In den meisten Fällen sollte man auch dann, wenn man den Überblick über die ausstehenden Verbindlichkeiten verliert, sicherheitshalber von einer Überschuldung ausgehen.

Ein Daumenwert für eine extrem hohe Überschuldungsgefahr ist erreicht, wenn 20-25 % des Bruttoeinkommens (also ohne Abzug der Steuern) für die laufenden Zinsen aufgebracht werden müssen.

Schuldenfalle, Insolvenz und Konkurs: wichtige Begriffe

Unangenehme Tatsachen wie eine Überschuldung werden meist beschönigend umschrieben oder immer wieder anders bezeichnet. Das kann das Problem verbergen doch nicht aus der Welt schaffen. Umgangssprachlich werden für eine Insolvenz auch die Begriffe Bankrott, Pleite und Konkurs verwendet. Bankrott taucht aber auch im Strafrecht auf, wenn es um eine kriminelle Überschuldung geht.

In der offiziellen Sprachregelung sind Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz die gängigen Begriffe, zumindest wenn es um Personen geht. Bei Staaten spricht man von Staatsbankrott, wobei es hier aber keine Regelungen gibt, wann dieser eintritt (außer das Land erklärt selbst, das es ist zahlungsunfähig ist) und wie man damit umgehen muss.

Von einer Schuldenfalle spricht man, wenn die Auswirkungen von versteckten Kosten nicht gleich klar werden. Das gilt zum Beispiel für Ratenzahlungen und Abonnements, die zu einer Überschuldung führen.

Von Privatinsolvenz oder Verbraucherinsolvenz spricht man, wenn eine Privatperson dauerhaft zahlungsunfähig ist.

Was passiert direkt nach einer Überschuldung?

Zunächst einmal nichts. Das Tückische an einer Überschuldung ist nämlich, dass sie erst einmal von jemandem festgestellt werden muss. Dabei sehen die einzelnen Gläubiger jeweils nur einen Teil der Schuldenlast und der Schuldner selbst verliert den Überblick oder die Objektivität. Nur wenn der Schuldner zum Beispiel arbeitslos wird und aus eigenen Stücken eine Privatinsolvenz anmeldet, können sofort Schritte dagegen unternommen werden.

In ganz Deutschland sind nach offiziellen Angaben über 9 % der Bevölkerung von Überschuldung betroffen.

Wenn ein Schuldner die Voraussetzungen für eine Privatinsolvenz erfüllt, ist der erste Schritt, zu versuchen sich mit den Gläubigern außergerichtlich zu einigen. Wenn dies nachweislich scheitert, wird beim Insolvenzgericht einen Antrag auf Insolvenzeröffnung gestellt.

Das Insolvenzverfahren bei Überschuldung

Auch bei Überschuldung muss man nicht damit rechnen, bis an den Rest seines Lebens Zinsen zurückzuzahlen. Nach frühestens drei Jahren kann der Schuldner von seiner Restschuld befreit werden, wenn er vor Gericht seine Schulden, sein Vermögen sowie einen Schuldentilgungsplan vorlegt.

Als erstes Mittel, um die Schulden abzubauen, wird der Lebensstandard gesenkt. Das bedeutet, wer davon betroffen ist, muss freiwillig oder unfreiwillig auf Wohnraum, materielle Güter oder Dienstleistungen verzichten. Vereinfacht gesagt muss an allem gespart werden, was nicht direkt dazu dient, ein menschenwürdiges Leben zu führen und weiter aus eigener Kraft Geld zu erwirtschaften.

Wenn sich die Gläubiger damit nicht einverstanden erklären, wird das vereinfachte Verfahren eröffnet, das schnell zur Pfändung von Vermögenswerten führt. Auch in diesem Fall kann der Schuldner nach sechs Jahren von der Restschuld befreit werden, wenn er sich nichts hat zu Schulden kommen lassen.

Danach hat er die Möglichkeit auf einen finanziellen Neuanfang.

Hilfe bei Überschuldung

Eine Person mit unverhältnismäßig hohen Schulden steht unter einer mehrfachen Belastung: die Schulden an sich, der psychische Druck und die fehlenden finanziellen Mittel. Deshalb gibt es Schuldnerberatungsstellen, die in allen Phasen einer Überschuldung und des Insolvenzverfahrens Hilfe leisten können. Falsche Scham sollte kein Grund sein, auf diese wichtige Hilfe zu verzichten.

Inzwischen gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, um mit einer Schuldnerberatungsstelle in Kontakt zu kommen, auch online. Da es keine einheitlichen Voraussetzungen gibt, was eine Schuldnerberatungsstelle für Überschuldung an Qualifikationen besitzen sollte, kann es sich für Sie lohnen, wenn Sie sich zunächst online oder telefonisch beraten lassen.

Ein Weg um Wartezeiten beim Insolvenzverfahren zu vermeiden, ist der Gang zum Anwalt. Dabei entstehen zwar weitere Kosten, diese werden aber teilweise von der öffentlichen Hand getragen.

Was bringen Umschuldung und private Kredite?

Als Ausweg aus der Überschuldung versuchen sich Schuldner Geld von Verwandten oder Kreditanbietern zu holen, die keine Sicherheiten verlangen. Bei einer Überschuldung ist davon abzuraten, weil dadurch meist nur weitere Probleme entstehen.

Eine Umschuldung kann durchaus sinnvoll sein, solange die Schuldenlast nicht zu hoch ist und man günstigere Kredite findet, aber auch hier sollte man sich vorher von einer Schuldenberatung eine fundierte Einschätzung geben lassen. Und an geliehenem Geld ist schon manche Freundschaft zerbrochen. Deshalb Finger weg!

Wie Sie sich vor Überschuldung schützen

Immer mehr Deutsche müssen Insolvenz anmelden. Besonders betroffen sind dabei aber Frauen, Bildungsschwache und sowohl sehr alte als auch sehr junge Menschen. Als einer der wichtigsten Faktoren, die zur Überschuldung führen, hat man fehlendes Wissen ausgemacht. Aber den Umgang mit Geld kann man lernen und bereits einfache Maßnahmen wie ein regelmäßiger Blick aufs Konto und ein Haushaltsbuch mit Einnahmen und Ausgaben verraten, wo man zu viel ausgibt.

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