Die Digitalbranche gilt schon seit Jahren als aufstrebender Star am Arbeitsmarkt. Angeblich modern und allen anderen einen Schritt voraus: Wunderbare Arbeitsstrukturen, familienfreundliche Arbeitsbedingungen und so weiter – doch die Realität spricht da ganz andere Zeilen: Den Job bekommen nämlich nicht die Teilzeit-Mütter und -Väter, sondern die karrieregeilen Twens. Wer selbst alleinerziehend ist, weiß sicher bereits aus Erfahrung, wie schlecht die Chancen auf einen guten Job stehen…
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Schlechte Chancen am Arbeitsmarkt für Mütter und Väter
Viele Eltern wollen arbeiten – bekommen aber einfach kein Jobverhältnis, das zu ihrer Lebenssituation passt. Der moderne Arbeitsmarkt fordert die Flexibilität nämlich von den Arbeitnehmern und nicht umgekehrt. Somit ist es eine logische Konsequenz, dass sich insbesondere Alleinerziehende mit einem Teilzeitjob zufrieden geben müssen, der nicht wirklich gut bezahlt wird.
Ein Umschwung im Anflug?
Der Arbeitsmarkt ist nicht durchweg schlecht für Eltern – eine Ausnahme ist da nämlich zum Beispiel der Freisinger Agentur-Chef, Alexander Krapp, der explizit Mütter sucht. Er fragt sich, weshalb nicht mehr Chefs auf der Suche nach Müttern sind… Doch warum hat ausgerechnet ein Agenturchef eine solche Einstellung zu Müttern und Vätern?
Mütter sind etwas sonderbar. Sie weichen von unserer Norm ab. Das Online-Magazin „wuv.de“ vergleicht Mütter in einem Bericht mit Helene-Fischer-Fans: „Sie passen nicht in unser Weltbild – aber da draußen laufen so viele von ihnen rum. Nur sie reinlassen – das wollen wir nicht. Maximal ein oder zwei.“ – so sei die allgemeine Einstellung der Arbeitgeber.
Hierfür haben die Arbeitgeber aber auch scheinbar ihre Gründe. Mütter werden normalerweise nicht gerne genommen, weil sie nur den halben Tag arbeiten können. Die andere Hälfte des Tagesgeschäfts bekommen sie erst gar nicht mit, weil sie sich stattdessen um ihren Nachwuchs oder eben um andere Dinge kümmern müssen. Natürlich gibt es dann auch hier und da den einen oder anderen Ausfall. Kleine Kinder sind häufiger krank.
Schon muss die Mutter zum Kind und der Kollege muss einspringen. Passiert das öfter mal, machen die Kollegen schnell ein langes Gesicht.
Arbeitswelt voller Vorurteile gegenüber Alleinerziehenden
Ist das wirklich so? Oder müssen sich die Alleinerziehenden seit eh und je mit schlimmen Vorurteilen herumschlagen? Fakt ist: Allein aus Respekt melden sich Alleinerziehende deutlich seltener krank, als Mitarbeiter ohne Kinder.
Die Alleinerziehenden wissen, dass sie den Bogen auf keinen Fall überspannen dürfen, da dies schnell zu einer kleinen Krise führen könnte. Wer keine Kinder hat, ruht sich gerne auf seinen Lorbeeren aus und „macht des Öfteren auch mal einfach so krank“. Und tatsächlich: Mitarbeiter ohne Kinder haben häufig mehr Krankheitstage als die Mamas.
Darum sollten Arbeitgeber mehr Mütter und Väter einstellen
Nach der Kita sind die schweren Jahre mit dem Kind für gewöhnlich erstmal vorbei. Das Kind wird resistenter und ist weniger krank. Auch die Eltern haben dann aus der schweren Anfangszeit profitiert.
Mütter und Väter sind deutlich stresserprobter. Sie sind in der Lage, sich durchzusetzen und zu kämpfen. Noch etwas Wichtiges kommt hinzu: Eltern haben jede Menge Erfahrung gesammelt. Sie stehen mit beiden Beinen fest im Leben und sich verlässlich in allen Lebenslagen. Außerdem sind sie meist die loyaleren Mitarbeiter.
Eltern machen uns bewusst, dass die Gesellschaft teilweise in einer merkwürdigen Scheinwelt lebt. Der Normalfall – eine Familie – ist trauriger Weise zur Ausnahme geworden. Was ist nun richtig und was falsch? Eltern sollten mit Sicherheit nicht mehr als ein Sonderfall betrachtet werden, sondern als ein Normalfall. Vielleicht sollten lieber wieder die Kinderlosen die Exoten der Arbeitswelt sein.
Einige Firmen zueigen bereits, wie das gehen könnte. Auch BMW und MAN sind mit von der Partie. Wer weiß – möglicherweise könnte sich der aktuelle Trend schon bald seinem Ende zuneigen und damit die Chancen für Eltern, insbesondere für Alleinerziehende, im Arbeitsleben wieder steigen…
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