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Bei der Heimerziehung handelt es sich um eine betreute Wohnform für Kinder und Jugendliche. Wie diese aussieht und welche Gründe es dafür gibt, erfahren Sie in unserem Artikel. Mit der früheren Heimerziehung haben moderne Erziehungseinrichtungen nichts mehr zu tun. Informieren Sie sich über Heimerziehung: Das müssen Sie wissen!

Überblick

  • Was ist unter Heimerziehung zu verstehen?
  • Gesetzliche Grundlage der Heimerziehung
  • Heimerziehung im Laufe der Jahrhunderte
  • Heimerziehung heute
  • Ziele der Heimerziehung
  • Heimerziehung: Ansprüche an die Erzieher
  • Heimerziehung: Kostenübernahme
  • Fazit

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Was ist unter Heimerziehung zu verstehen?

Heimerziehung zählt zu den Erziehungshilfen in der Kinder-und Jugendhilfe. Dabei sind Kinder und Jugendliche in Vollzeitpflege in einem Heim untergebracht. Ursächlich hierfür ist ein familiäres Umfeld, in dem die Entwicklung des Kindes gefährdet ist und das Problem sich dort nicht lösen lässt. Heimerziehung ist vorrangig als vorübergehende Maßnahme gedacht, kann aber bei Bedarf auch dauerhaft erfolgen. Ziel einer Heimerziehung ist es, dass das Kind eines Tages in seine Herkunftsfamilie zurückkehrt.

Gesetzliche Grundlage der Heimerziehung

Die Heimerziehung ist Vierten Abschnitt im Achten Buch Sozialgesetzbuch – SGB VIII – geregelt. Heimerziehung gilt dabei als „Form der Hilfe zur Erziehung“. Minderjährige werden gemäß § 34 SGB VIII statt in ihrer eigenen Familie oder einer Pflegefamilie in einem Heim oder betreuten Wohnformen Tag und Nacht untergebracht und dort erzogen.

Voraussetzung hierfür ist die Gefährdung der dem „Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechenden Erziehung“. Bevor eine Heimunterbringung erfolgt, wird versucht, durch ambulante oder teilstationäre Maßnahmen die Gefährdung abzuwenden.

Heimerziehung im Laufe der Jahrhunderte

Heimerziehung hat ihren Ursprung bereits in der Antike, als in Athen die Fürsorgeaufgaben für Waisenkinder gesetzlich erfasst wurden. Ebenso verfuhren die alte jüdische Gesetzgebung und christliche Kircheneinrichtungen. Im Mittelalter gab es Einrichtungen für verwaiste Kinder und außerdem Findelhäuser für verlassene, außerehelich geborene Säuglinge.

Ab dem 16. Jahrhundert entstanden in großen Städten erste sogenannte Waisenanstalten. Bis dahin war es üblich, elternlose Kinder in Familien zu geben. Dort mussten sie häufig als billige Arbeitskräfte schuften und erfuhren weder Erziehung noch Bildung. Der Kreis der in Heimen untergebrachten Kinder erweiterte sich auf solche, die zwar noch Eltern hatten, aber in katastrophalen Verhältnissen lebten, zum Beispiel Kinder von Suchtkranken, Kriminellen oder aus anderweitig diskriminierten Bevölkerungsgruppen.

Der dreißigjährige Krieg bewirkte, dass die Erziehungsanstalten von Kindern geradezu überquollen. An erzieherische Konzepte war damals kaum zu denken. Es galt, das Leben der Kinder zu erhalten und sie auf ihr Erwachsenenleben vorzubereiten. Zu Beginn der Aufklärung flossen erste pädagogische Ideen in die Heimerziehung ein, angeregt durch die Gedanken von Rousseau und Pestalozzi. Statt alter Zucht und Ordnung mit überzogener Strenge kehrte in einige Heime gezeigte Liebe zu Kindern ein.

Doch noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war das Image der Heimerziehung eher schlecht. Die Kinder und Jugendlichen waren in vielen Häusern autoritären Erziehungsmethoden ausgesetzt mit teilweise traumatisierenden psychischen Folgen bis ins Erwachsenenalter hinein. Die Veränderung zum Positiven verlief äußerst zähflüssig.

Die Gründung der SOS-Kinderdörfer nach dem Zweiten Weltkrieg setzte neue Zeichen, indem hier die Kinder mit einer Kinderdorfmutter und anderen dort untergebrachten verwaisten oder verlassenen Kindern als Geschwister lebten. Etwa ab den 1970er Jahren setzten sich schließlich allgemein in der Heimerziehung menschliche und vor allem kindgerechte Erziehungsmethoden durch. Die Jugendämter achten strenger darauf und schreiten ein, wenn ihnen bekannt wird, dass in einem Erziehungsheim physische und psychische Gewalt stattfindet.

Heimerziehung heute

Heutzutage geht der Trend in der Heimerziehung zu Wohngruppen anstelle einer gesammelten Unterbringung im Heim. So können Erzieher auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen individueller eingehen.

An das Konzept der Kinderdörfer angelehnte familienähnliche Betreuungskonzepte zählen ebenfalls zur modernen Heimerziehung.
Wichtig im Sinne der Heimerziehung ist hier allerdings, dass es sich nicht lediglich um Jugend-Wohngemeinschaften oder betreute Einzelwohnungen handelt. Das bloße Bereitstellen von Wohnraum stellt noch keine Heimerziehung dar. Diese Wohnformen müssen von Erziehern oder Sozialpädagogen betreut werden.

Ziele der Heimerziehung

Die Heimerziehung strebt je nach vorliegenden Voraussetzungen beziehungsweise Verhältnissen folgende Ziele an:

  • nach Möglichkeit Rückkehr in die eigene Familie oder
  • Vorbereitung der Erziehung in einer Pflegefamilie oder
  • Vorbereitung auf eine längerfristige Heimerziehung und dabei stattfindende Vorbereitung auf ein späteres selbstständiges Leben

Zum Erreichen der gesetzten Ziele sind vor allem diese Inhalte der Heimerziehung vorgesehen:

  • Verknüpfen von Erziehungs- und Therapiemethoden zum erfolgreichen Vermitteln von Alltagskompetenzen
  • Unterstützung in der schulischen und beruflichen Ausbildung und Weiterentwicklung
  • Hilfe beim Aufbau eines stabilen sozialen Umfeldes
  • Hinführen zur Selbstakzeptanz
  • Hinführen zur Selbstverantwortung und Verantwortung für das soziale Umfeld
  • Hinlenken zu einer zukünftigen selbstständigen Lebensführung

Heimerziehung: Ansprüche an die Erzieher

Heimerzieher benötigen außerordentlich vielseitige Handlungskompetenzen. Sie sind mit sehr unterschiedlichen Aufgabenstellungen konfrontiert. Die von Ihnen betreuten Kinder und Jugendlichen zeigen unterschiedlich Symptomatik und Schwierigkeitsgrade, bringen ihre individuellen Lebenserfahrungen und Familienhintergründe mit.

Außerdem müssen sich Heimarbeiter mit ihren Kollegen und deren teils abweichenden Qualifikationen sowie mit konzeptionellen Rahmenbedingungen der Heime, deren Strukturen, Erziehungsvorstellungen, Therapien, Zielvorgaben und Traditionen auseinandersetzen. Hinzu kommen weitere Anforderungen der Einrichtungsträger und Auftraggeber sowie die gesetzlichen Vorgaben und Ausführungsbestimmungen.

Die Bereitschaft zur stetigen Veränderung und Anpassung an sich wandelnde gesellschaftliche Auffassungen stellen weitere Herausforderungen an moderne Erzieher dar.

Heimerziehung: Kostenübernahme

Zunächst trägt das Jugendamt die Kosten für eine Heimerziehung. Es können aber Eltern, Kinder, Jugendliche sowie eventuelle Ehe- oder Lebenspartner zur Beteiligung an den Kosten herangezogen werden.

Zur Höhe der Kosten sind keine konkreten Angaben möglich. Die Kosten richten sich nach der Kostenbeitragsverordnung. Die Beträge fallen je nach Region unterschiedlich aus.

Fazit

Aus einstigen Verwahranstalten für Kinder und Jugendliche oder Heimeinrichtungen mit strengen Erziehungsmethoden bis hin zu körperlicher und seelischer Gewalt wurden Heimerziehungskonzepte mit menschlichem Gesicht. Die moderne Heimerziehung zielt auf Förderung von Individuen und Hinführen zu einem späteren eigenverantwortlichen Leben ab.

Bildquelle: © Gennadiy Poznyakov – Fotolia.com

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