Klasse am Boden zerstört Mitschüler soll abgeschoben werden
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Bielefeld: Musa T., der im November 2015 nach Deutschland kam und seitdem guten Anschluss in seiner Klasse gefunden hat, soll nun ins Kriegsgebiet Afghanistan abgeschoben werden. Seine Mitschüler sind am Boden zerstört und können nicht fassen, dass es scheinbar kein Zurück geben soll.

Musa T. besucht die 10. Klasse an der Rudolf-Steiner-Schule in Bielefeld. Er ist besonders engagiert und zielstrebig und damit eigentlich genau das, was man sich von einer guten Integration wünscht. Doch nun kam die schlechte Nachricht, dass Musa abgeschoben werden soll. Die Botschaft traf nicht nur ihn sondern auch seine Freunde und Mitschüler wie ein Donnerschlag!

Mitschüler starten Online-Petition

Um ihm zu helfen, starteten seine Mitschüler sogar eine Online-Petition und hoffen nun darauf, dass sie dafür die Unterstützung von zahlreichen Menschen erhalten. Und tatsächlich: In kürzester Zeit unterzeichneten rund 700 Menschen die Petition. Als Ziel gesetzt haben sich Musas Mitschüler 1.000 Unterschriften.

Marlon Kregel, der Antragsteller der Petition, erklärte in seinem Text: „Er hat hier viele gute Freunde gefunden und ist wunderbar integriert.“

In Bayern gingen Anfang Juni sogar Demonstranten auf die Straße, weil immer mehr Flüchtlinge nach Afghanistan zurück geschickt werden.

„Zutiefst erschüttert wollen wir uns mit allem Kräften für ihn einsetzen, der nach einer Abschiebung in das Bürgerkriegsland Afghanistan ganz persönlich um Leib und Leben fürchten muss.“

Kriegsgebiet Afghanistan

Die Abschiebung nach Afghanistan wird vor allem deswegen von vielen Experten kritisch gesehen, weil es noch immer ein Land mit höchster politischer Anspannung und kriegerischen Auseinandersetzungen ist.

Auch die Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) sieht die Abschiebungen nach Afghanistan weiter skeptisch. Gegenüber der „Münchner Merkur“ sagte sie, dass die Zweifel durchaus berechtigt seinen.

Immer wieder Anschläge in Afghanistan

Insbesondere in Kabul soll es im Krisenland Afghanistan immer wieder zu heftigen Anschlägen kommen. Auch wenn es im Land mit Gewissheit einige Landstriche gibt, die man als „sicher“ bezeichnen kann, so gelten große Flächen des Landes dennoch als Kriegsgebiet.

Nachdem im Juni in Kabul ein Anschlag mit rund 150 Todesopfern passierte, beschloss die Bundesregierung abgelehnte Asylbewerber vorerst nur noch in bestimmten Fällen zurück nach Afghanistan zu schicken. Mögliche Gründe hierfür sollen sein, wenn die Asylbewerber als Straftäter, Gefährder oder als Terrorverdächtige auftreten.

Doch warum muss dann der 20-jährige Musa auch abgeschoben werden? Immerhin bekam er am 20. Juni und somit nach dem Anschlag den Bescheid über seine Abschiebung. Laut seinen Freunden soll sich der junge Mann vorbildlich verhalten und integriert haben. Er absolvierte sogar bereits mehrere schulische Praktika.

Und nach der Schule? Auch dafür hatte Musa bereits Pläne. Er wollte gerne Verkäufer werden, um „damit zu einer Stütze unserer Gesellschaft“ zu werden.

„Die Abschiebung dieses jungen und klugen Mitmenschen, der sich hier an Recht und Gesetz hält und unsere Kultur respektiert, in ein Bürgerkriegsland, das laut UNHCR nicht sicher ist, verletzt zutiefst unser Rechtsverständnis und ist letztendlich in einer alternden Gesellschaft auch wirtschaftlich eine Fehlentscheidung.“

Die Mitschüler von Musa appellieren nun an den Landtag und an das Innenministerium in Nordrhein-Westfalen sowie an Thomas de Maizière und den Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen:

„Lassen Sie nicht zu, dass Musa aus unserer Klassengemeinschaft gerissen wird und nun wieder um sein Leben fürchten muss. Helfen Sie mit, unseren Freund zu retten und unterstützen Sie Musa und unserer Klasse mit Ihrer Unterschrift!“

Bildquelle: © Coloures-Pic – Fotolia.com

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