Die traurige Wahrheit, die niemand so wirklich anerkennen möchte: Vielen Familien in Deutschland geht es sehr schlecht. Denn gut die Hälfte der Alleinerziehenden muss hierzulande von Hartz IV leben. Doch was ist die Ursache dieser Problematik?

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Alleinerziehend: eine Dreifachbelastung

Alleinerziehende haben es alles andere als einfach. Sie müssen Tag für Tag das leisten, was schon für viele Paare unmöglich ist. Denn nicht nur das Kind braucht besonders viel Aufmerksamkeit und Betreuung, sondern auch das Geld muss in die Kasse kommen. Und hier beginnt es für viele Alleinerziehende brenzlich zu werden.

Bilderbuchfamilie sieht nach gesellschaftlicher Vorstellung anders aus

Leider wahr: Das klassische Bild einer glücklichen Familie sieht anders aus. Alleinerziehende spüren nicht nur den harten Überlebensdruck, sondern auch den gesellschaftlichen. Denn auch wenn Ein-Eltern-Familien mittlerweile rund 20 Prozent der Familien in Deutschland ausmachen, werden Alleinerziehende noch lange nicht wirklich akzeptiert, geschweige denn mit „normalen Familien“ gleichgestellt. Alleinerziehende sind besonders vielen Vorurteilen ausgesetzt: Zum Beispiel, dass das Kind mit nur einem Elternteil keine wirklich vollkommende Kindheit genießen kann.

Fatal: Mit einem solchen gesellschaftlichen Druck haben Alleinerziehende nicht gerade die besten Voraussetzungen, um gestärkt in ihren Alltag zu gehen.

Viel Armut unter den Alleinerziehenden

Dem aktuellen Datenreport des Statistischen Bundesamts zufolge drifteten Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander, und zwar bis zum Jahr 2005. Anschließend gab es nämlich das sogenannte Jobwunder. Allerdings verfestigten sich auch gleichzeitig einige Gesellschaftsgruppen, die vom Jobwunder nicht profitieren konnten: Unter anderem waren es die Alleinerziehenden. Sie sind besonders betroffen von Dauerarmut und den mangelhaften Aufstiegschancen.

Von den Alleinerziehenden beziehen zur Zeit rund 40 Prozent Hartz IV. Damit sind etwa 625.000 Haushalte betroffen. Der Grund für den Bezug von Sozialleistungen ist in vielen Fällen dabei nicht etwa die Erwerbslosigkeit, sondern häufig einfach ein zu geringer Verdienst im Beschäftigungsverhältnis.

Alleinerziehende meist Mütter

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Rund 90 Prozent der Alleinerziehenden sind weiblich. Hier treffen gleich mehrere Faktoren zusammen, die dafür sorgen, dass nur verhältnismäßig wenig Geld in die Haushaltskasse kommt. Denn im Durchschnitt verdienen Frauen ohnehin schon weniger als Männer. In rund 60 Prozent der deutschen Familien ist der Mann der Hauptverdiener. Wie also soll es weitergehen, wenn der Vater nicht mehr da ist?

Kommt dann das Thema „Alleinerziehend“ hinzu, sinken die Chancen auf einen angemessenen Verdienst noch weiter.
Es ist ein Umstand, den nur wenige Arbeitgeber oder Personalchefs freiwillig zugeben würden: Als Alleinerziehender gilt man als ein risikoreicher Arbeitnehmer – zu viele mögliche Fehlstunden, ein höheres Erkrankungsrisiko, etc.

Die Alleinerziehenden sind dann im Bewerbungsgespräch den bohrenden Fragen der Interviewer ausgesetzt: „Wer soll das Kind betreuen, wenn Sie mal zum Spätdienst müssen? Was tun Sie, wenn das Kind mal krank ist?“

Teilzeitjob leider auch keine Lösung

Damit man als Alleinerziehender mehr Zeit für sein Kind hat, wird oft das Teilzeitmodell gewählt. Allerdings ist auch das keine einfache Option. Denn zuletzt befand sich rund ein Drittel der arbeitslosen Alleinerziehenden auf der Suche nach einem Teilzeitjob. Allerdings waren nur 15 Prozent der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Stellen Angebote auf Teilzeit.

Dauerarmut für viele Alleinerziehende

Die Fakten sprechen Bände. Von den Alleinerziehenden, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, beziehen mehr als 40 Prozent die Staatshilfen über einen Zeitraum von zwei Jahren und mehr. Hier kann man kaum noch von einer Phase ausgehen – der Bezug der Sozialleistung ist bereits zu einer Art Dauerzustand geworden.

Vielen Alleinerziehenden gelingt es nach einer Arbeitslosigkeit nicht mehr in den Arbeitsmarkt zurückzugehen. Das Hartz-IV-System macht es den Abhängigen schwer, wieder in ein normales Leben zu finden.

Es fehlt an Kinderbetreuungsprogrammen

Ein weiteres großes Problem der Alleinerziehenden sind mangelnde passende Kinderbetreuungsprogramme. Seit einiger Zeit gibt es für Alleinziehende zwar einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind bis zu einem Alter von drei Jahren. Doch selbst, wenn ein Kita-Platz gefunden ist, ist noch lange nicht gewährleistet, dass die Alleinerziehenden in den typischen Kita-Zeiten arbeiten gehen können. Viele Jobs erfordern ein erhöhtes Maß an zeitlicher Flexibilität.

Auch eine Studie der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Schluss, dass das vorhandene Angebot an Kinderbetreuung häufig zu unflexibel ist. Die hierzulande typischen Öffnungszeiten der Kitas können häufig das Zeitproblem der Alleinerziehenden nicht lösen.

Schließlich kann kaum eine Frau eine Arbeitszeit von 8:30 bis 15:30 Uhr erwarten. Gerade in der Dienstleistungsbranche arbeiten viele der Alleinerziehenden in einem etwas anderem Rhythmus. Überschneiden sich diese mit den Betreuungszeiten des Kindes, bleibt es das Problem der Alleinerziehenden selbst.

Und genau das ist es letztendlich, was das Leben der Alleinerziehenden so schwer macht. Die Gesellschaft akzeptiert sie zwar als Randphänomen, doch wirklich Beachtung schenkt ihnen kaum jemand. Stattdessen wird ihnen der Rücken zugewandt.

Bildquelle: © soupstock – Fotolia.com

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