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Gehen Eltern getrennte Wege, leiden oft die Kinder am meisten. Hinzu kommt, dass Alleinerziehende, zusammen mit ihren Kindern, besonders von Armut bedroht sind. Die Ursache liegt vor allen in fehlenden Unterhaltszahlungen und der Gesetzeslage begründet.

Übersicht

  • Armutsrisiko von Kindern Alleinerziehender gestiegen
  • Säumige Unterhaltszahlungen
  • Große Belastung für die Mütter
  • Über die Hälfte der Alleinerziehenden auf Sozialleistungen angewiesen.
  • Familienpolitik verringert Armutsrisiko
  • Kritik: Einkommensstarke Familien werden bevorzugt

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Armutsrisiko von Kindern Alleinerziehender gestiegen

Die Anfang Juli 2016 veröffentlichte Bertelsmann-Stiftung aus Gütersloh bestätigt erneut, dass viele in Deutschland lebende Kinder arm oder von Armut bedroht sind. Statistiken davor zeigten auf, dass dazu jedes fünfte Kind zählt. Jedes siebte lebt von Hartz-IV-Leistungen. Besonders auffällig in der aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung ist, dass sich die Zahl der Kinder von Alleinerziehenden, die unterhalb der Armutsgrenze liegen, deutlich verändert hat. Ihr Armutsrisiko ist in den vergangenen zehn Jahren um knapp sieben Prozent gestiegen. Erfreulich ist dagegen, dass das Armutsrisiko bei Paarfamilien in derselben Zeitspanne um knapp 12 Prozent sank. „Kinderarmut ist ganz wesentlich auf die Armut von Alleinerziehenden zurückzuführen“, stellt Stiftungsvorstand Jörg Dräger fest.

Säumige Unterhaltszahlungen

Das größte Problem liegt vor allen Dingen in fehlenden Unterhaltszahlungen. Drei von vier Allerziehenden in Deutschland bekommen von ihren ehemaligen Partnern keinen oder nur einen geringen Unterhalt. 25 Prozent erhalten weniger als ihnen zusteht. Gar keinen Unterhalt sehen etwa die Hälfte aller Alleinerziehenden. Die Folge: Um über die Runden zu kommen, müssen Eltern von einer Million Kindern Hartz IV beziehen. Das sind etwa 37,6 Prozent aller Ein-Eltern-Familien.

Wenn sich die Eltern trennen, sollte ein Ziel der Eltern sein, seelische Nöte bei Kindern gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ein guter und fairer Umgang zwischen den Beteiligten kann psychische Leiden der Kinder vorbeugen. Ist das Verhältnis der geschiedenen Eltern gut, schwindet gleichzeitig das Risiko von Armut – denn mit einer Trennung vom Partner wächst das Armutsrisiko des Alleinerziehenden und des Kindes.

Große Belastung für die Mütter

Die Studie zeigt auch, dass die meisten der insgesamt 2,3 Millionen Kinder, 89 Prozent, bei der Mutter leben. Der ausbleibende oder geringe Unterhalt des Ex-Partners muss kompensiert werden. Die Mehrheit der getrennt lebenden Mütter (58 Prozent) ist erwerbstätig ist. Da diese oft ganz alleine alles bewältigen müssen (Fürsorge der Kinder bis hin zum Haushalt), arbeiten sie in Teilzeit (durchschnittlich wöchentlich etwa 29,5 Stunden). So wird versucht sich und seinen Kindern einen gewissen Standard bieten zu können. Das Einkommen reicht aber am Monatsende oft nicht aus, um den eigenen Unterhalt und den der Kinder zu decken.

Über die Hälfte der Alleinerziehenden auf Sozialleistungen angewiesen.

In Deutschland gibt es nur wenig verlässliche Zahlen und Fakten über die Gründe, weshalb kein Unterhalt gezahlt wird und viele Ein-Eltern-Familien nicht über die Armutsgrenze kommen. Oft ist es einfach dem geschuldet, dass der Säumige, der Unterhalt zahlen müsste, selbst keinen Euro übrig hat. Manchmal spielen aber auch verletzte Gefühle der meist zahlungsunwilligen Väter eine Rolle.

Mehr als die Hälfte der Ein-Eltern-Familien ist daher auf Sozialleistungen angewiesen. Ein Unterhaltsvorschuss kommt etwa zum Tragen, wenn der Partner versäumt zu zahlen. Für maximal sechs Jahre kann dieser Vorschuss beantragt werden, sofern das Kind noch keine 12 Jahre alt ist. Dies sind 145 Euro für Kinder bis zum Alter von fünf Jahren und 194 Euro für Kinder von sechs bis zwölf Jahren.

Familienpolitik verringert Armutsrisiko

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat Familienleistungen, die die Bundesregierung zusammengestellt hat, um das Armutsrisiko zu senken erfolgreich bewertet.

Denn stünden Steuer- und Transferleistungen als Maßnahmen wie Ehegattensplitting, Elterngeld, Kinderzuschlag und Kindergeld nicht zur Verfügung, läge das Armutsrisiko in Deutschland bei 18,3 statt 15,2 Prozent und bei der Kinderarmut läge der Wert sogar bei 33,8 statt 18,3 Prozent.

Kritik: Einkommensstarke Familien werden bevorzugt

Familienleistungen gibt es, die einen Beitrag zur Verringerung des Armutsrisikos leisten. Nur werden hierzu, durch steuerliche Vorteile, verstärkt Familien mit einem guten bis sehr guten Einkommen gestärkt. Ein zusätzliches Kindergeld ist für Eltern aus den untersten Einkommensschichten nicht vorgsehen, da diese über die Grundsicherung die gesamten Unterhaltskosten vom Staat erhalten.

Nötig seien gezielte Maßnahmen, um die Ansprüche auf Unterhalt durchzusetzen, ergab die Bertelsmann Studie. Unterhalt sollte beispielsweise von null bis 18 Jahren gewährt werden. Und bei mangelnder Zahlungsbereitschaft könnten außerdem andere gesetzliche Druckmittel angewandt werden, die Zahlungsmoral zu steigern.

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