Recht am

Ein ärgerliches Thema – und trotzdem wird es für immer mehr Personen wichtig: Selten haben sich so viele Paare scheiden lassen, wie heute. Was das Thema „Anwaltskosten“ bei einer Scheidung betrifft, haben wir in diesem Artikel für Sie die wichtigsten Fakten und Tipps zusammengefasst und aufgearbeitet.

Und das erwartet Sie in diesem Artikel:

  • Allgemeines zu den Kosten für einen Anwalt
  • So berechnet man die Anwaltskosten bei einer Scheidung
  • Wie berechnet man den Streitwert?
  • Anwaltskosten bei einer Scheidung sparen
  • Wichtige Tipps
  • Anwaltssuche 

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Allgemeines zu den Kosten für einen Anwalt

Im Streitfall eines Scheidungsverfahren entstehen jede Menge Kosten. Einer der bekanntesten Kostenpunkte hierbei ist der Scheidungsanwalt. Die Kosten des Anwalts beziehungsweise die Anwaltsgebühren hängen beim Scheidungsverfahren davon ab, wie hoch der sogenannte „Streitwert“ ist.

Erklärung Streitwert: Der Streitwert ist lediglich ein theoretischer Betrag. Mit dem Streitwert kann man sich in einer Tabelle der Rechtsanwaltsgebührenordnung orientieren und sehen, was ein Scheidungsanwalt für eben diesen Streit kosten würde. Tatsächlich sind die Anwaltskosten nämlich in der Rechtsanwaltsgebührenordnung festgelegt.

Beträgt ein Streitwert beispielsweise 3.000 Euro, so heißt dies nicht, dass dem Anwalt 3.000 Euro zu zahlen sind, sondern dass man in der Tabelle der Rechtsanwaltsgebührenordnung an dieser Stelle (bei 3.000 Euro Streitwert) die Kosten eines Anwalts finden würde. Bei einem Streitwert von 3.000 Euro würde man dann in der Tabelle auf die Zahl 571,30 Euro treffen – das wären dann auch die Kosten für die Anwaltsgebühren.

So berechnet man die Anwaltskosten bei einer Scheidung

Wie im Abschnitt zuvor bereits beschrieben, berechnet man die Anwaltsgebühren in insgesamt zwei Schritten:

  1. Man ermittelt den Streitwert der Scheidung.
  2. Den ermittelten Streitwert schlägt man in der Gebührentabelle nach. Dort kann man dann ganz einfach ablesen, wie viel der Anwalt für die Scheidung kosten würde.

Wie berechnet man den Streitwert?

Damit man die eben beschriebenen Schritt durchführen kann, muss man natürlich erst einmal den Streitwert kennen. Dazu möchten wir in diesem Abschnitt kommen.

Ermittlung Streitwert

Den Streitwert der Scheidung ermittelt man, indem man die Einkommens- und Vermögensverhältnisse der beiden Ehegatten in eine Berechnung mit einbezieht. In diese Berechnung fließen aber auch noch andere Faktoren ein, zum Beispiel ob mit der Scheidung auch noch andere Fragen geregelt werden müssen wie Versorgungsausgleich, Unterhalt, Sorgerecht und so weiter.

Für die Scheidung selbst allerdings ist eigentlich nur das Einkommens- und Vermögensverhältnis der Eheleute wichtig. Sie können sich also schon denken, dass der Scheidungsanwalt teurer wird, je mehr die beiden Eheleute verdienen oder auf der hohen Kante liegen haben.

Als erstes wird das dreifache Nettoeinkommen der Ehepartner zusammengerechnet. Hiervon werden Unterhaltspflichten abgezogen oder Darlehensraten für gemeinsame Schulden.

Beispiel: Verdient der Mann beispielsweise 2.000 Euro netto pro Monat und die Frau 1.000 Euro netto monatlich, so beträgt der Streitwert 3 x 3.000 Euro was insgesamt 9.000 Euro sind. Zumindest dann, wenn keine Kinder vorhanden sind. Bei einem Streitwert von 9.000 Euro würde man in der Tabelle auf einen Anwaltskostenanteil von 1.325,30 Euro kommen.

Streitwert bei Kindern: Viele Gerichte ziehen anstelle des konkret zu zahlenden Kindesunterhalts pauschal 250 Euro pro Kind vom Streitwert ab.

Wichtig: Der Streitwert beträgt mindestens 2.000 Euro, wenn auch das dreifache Einkommen beider Ehepartner geringer sein sollte.

Streitwert und Vermögen: Nun haben wir nur das Gehalt beachtet, wobei ja auch das Vermögen eine wichtige Rolle spielt. Besitzen die Eheleute also auch noch Vermögen – zum Beispiel ein Grundstück, ein Haus, einen Betrieb oder Geldanlagen sowie bedeutende Wertsachen – so wird auch dieses Vermögen für die Berechnung des Streitwertes hinzugezogen.

Das geschieht, indem als erstes für jeden Ehegatten und für jedes Kind ein Freibetrag abgezogen wird. Die Höhe der Freibeträge steht leider nicht im Gesetz, sondern kann von Gericht zu Gericht variieren. In der Regel kann man aber von einem Freibetrag von 10.000 bis 15.000 Euro pro Ehegatte und 5.000 bis 7.500 Euro pro Kind ausgehen.

Von diesem Vermögen (abzüglich der Freibeträge) fließen nun 5 Prozent in den Streitwert mit ein.

Beispiel: Wenn die Eheleute ein Kind haben und ein Hausgrundstück im Wert von 250.000 Euro besitzen, so ergeben sich hieraus die zwei Freibeträge für die Eheleute sowie der Freibetrag für das Kind – alle drei in Summe zum Beispiel 35.000 Euro.

Dieser Freibetrag wird dann vom Vermögen abgezogen. Von den 250.000 Euro bleiben dann also noch 215.000 Euro. Von diesem Vermögenswert nimmt man nun 5 Prozent, was 10.750 Euro macht. Diese fließen dann in den Streitwert mit ein. Man addiert hier also den errechneten Streitwert des Nettoeinkommens sowie den Streitwert des Vermögens.

Weitere Angelegenheiten im Streitwert: Nun gibt es, wie wir bereits erwähnt haben, noch einige weitere Faktoren, die den Streitwert beeinflussen können. Werden mit der Scheidung auch noch weitere wichtige Fragen geklärt, so erhöht sich der Streitwert um die folgenden Beträge:

  • Versorgungsausgleich: 12x der zu übertragende Betrag – mindestens aber 1.000 Euro
  • Sorgerecht: 800 Euro
  • Besuchsrecht: 800 Euro
  • Unterhalt: 12x Unterhaltsbetrag
  • Ehewohnung: 12x Monatsmiete
  • Hausrat: Wert des Hausrats
  • Zugewinnausgleich: Höhe des geforderten Betrages

Wichtig: Die Gebührentabelle ist degressiv gestaffelt. Das heißt, dass die Gebühren bei einem steigenden Streitwert abfallen. Die Anwaltskosten steigen dann also nicht mehr so schnell, wie bei niedrigeren Streitwerten.

Anwaltskosten bei einer Scheidung sparen

Eine Möglichkeit, die Anwaltskosten geringer zu halten, besteht darin, möglichst viele Streitpunkte unter ein Dach zu bringen. Da höhere Streitwerte degressiv gestaffelte Kosten bedeuten ist es sinnvoll, wenn man möglichst viele Fragen mit einem Anwalt klärt. Deutlich teurer wäre es, wenn man die Fragen auf verschiedene Prozesse aufteilt.

Wichtige Tipps

In diesem Abschnitt möchten wir Ihnen noch ein paar wichtige Tipps mit an die Hand geben:

  • Einen guten Anwalt findet man am schnellsten, indem man im Bekannten- und Freundeskreis nach Empfehlungen fragt. In der Regel bekommt man hier immer recht gute und nützliche Tipps.
  • Wenn man ein spezielles Anliegen hat, kann man auch über die Website der Rechtsanwaltskammer einen Experten für das rechtliche Anliegen finden. So spart man sich viel Zeit bei der Suche.
  • Wenn Sie einen Anwalt gefunden haben, sollten Sie als Erstes unbedingt dessen Qualifikation überprüfen. Ein Fachanwalt ist beispielsweise höher qualifiziert als ein einfacher Anwalt, der auf der Website ein Rechtsgebiet oder mehrere Rechtsgebiete als Schwerpunkte angibt.
  • Auch interessant zu wissen ist, dass man mit einem Anwalt nicht über die Kosten oder Gebühren verhandeln kann. Die Gebühren sind in der Tabelle gesetzlich festgelegt, die wir eingangs schon öfter erwähnt hatten.
  • Für eine grobe Kalkulation der Anwaltskosten können Sie im Internet zahlreiche Tools wie zum Beispiel Kostenrechner verwenden. Hier können Sie ein paar Angaben tätigen und erhalten anschießend eine gute Einschätzung darüber, wie hoch die Kosten in etwa ausfallen würden.
  • Wenn Sie mit den Kosten nicht einverstanden sein sollten, können Sie sich auch kostenlos an die Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft wenden.

Anwaltssuche

Laut der Bundesrechtsanwaltskammer gab es im Januar 2013 etwa 160.000 zugelassene Rechtsanwälte im Bundesgebiet. Das ist eine ganze Menge. Allerdings müssen Sie bei dieser gewaltigen Anzahl auch den richtigen Anwalt für sich finden.

Das entscheidende Kriterium ist in der Regel nicht der Preis, sondern allein die Qualität des Rechtsanwalts.

Außerdem haben sich Rechtsanwälte meist auf zwei bis drei Themenschwerpunkte spezialisiert. Auch das sollten Sie bei der Wahl Ihres Anwalts bedenken.

Am besten nutzen Sie bei der Anwaltssuche darum die zuvor beschriebenen Tipps.

Bildqulle: © goodluz – Fotolia.com

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