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Zu unrecht teilen viele Bezieher von Hartz IV einen schlechten Ruf. Neue Zahlen belegen, dass schon längst jede Menge gut ausgebildeter Fachkräfte im Hartz-IV-Sumpf zu versinken drohen…

Wegen ihres zu geringen Einkommens sind immer mehr Fachkräfte gezwungen, für einen Armutslohn zu arbeiten, der auf Hartz-IV-Niveau aufgestockt werden muss. Wem es in dieser Gesellschaft noch verhältnismäßig gut geht und wer es sich dann regelmäßig vor dem Fernseher gemütlich macht oder morgens das ein oder andere Klatschblatt ließt, macht sich schnell ein ziemlich einfaches Bild vom typischen Hartz-IV-Bezieher: Faul, dumm, schmarotzerhaft.

Ein gewaltiger Trugschluss: Denn auch immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte hängen tief im Morast der Sozialhilfe fest. Es klingt erschreckend, doch eine Menge an Fachkräften ist aufgrund eines viel zu niedrigen Lohnes darauf angewiesen, eine zusätzliche Sozialhilfe vom Staat zu beziehen, um wenigstens im Existenzminimum leben zu können. Diese Gruppe an Berufstätigen werden auch als Aufstocker bezeichnet.

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Von wegen „dumm und faul“

Von diesen Hartz-IV-Aufstockern besitzen neuen Zahlen zufolge ganze 52 Prozent eine abgeschlossene Berufsausbildung und arbeiten als Fachkräfte. Diese Zahlen lieferte die „Rheinische Post“ in einem Bericht. Das Blatt beruft sich dabei auf die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die von der Linksfraktion ausgewertet wurden. Zudem sollen laut den Zahlen weitere vier Prozent der Aufstocker in sozialversicherungspflichtigen Jobs arbeiten – und zwar in gehobenen Experten- oder Spezialistenpositionen und 44 Prozent in Helferpositionen.

Viele Alleinerziehende arbeiten in Teilzeit

Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen also, dass der Ursprung für das Aufstocken nicht etwa eine zu geringe Qualifikation ist. Was aber kann dann die Ursache sein? Blickt man etwas tiefer in die Zahlen, so lässt sich erkennen, dass viele der Aufstocker gezwungen sind, in Teilzeit zu arbeiten. Zum Beispiel dann, wenn sie alleinerziehend sind.

Noch immer viele Aufstocker trotz Mindestlohn

Die Zahl der Aufstocker ist in den letzten Monaten trotz der Einführung des Mindestlohns nicht wirklich deutlich gesunken. Stattdessen gab es lediglich einen leichten Rückganz um etwa 50.000 auf nun 998.000 im Jahresdurchschnitt des Jahres 2015 gegenüber 2014.

Es werden mehr vernünftige Arbeitsverhältnisse gebraucht

Ein Großteil der Aufstocker arbeitet im Lebensmittel- und Gastgewerbe, im Reinigungswesen, im Einzelhandel und in der Logistik. Ausgerechnet in diesen Bereichen sind viele Arbeitskräfte dazu gezwungen, auf Teilzeit zu arbeiten, auch wenn sie eigentlich wesentlich lieber in Vollzeit arbeiten würden. Die Situation macht deutlich, dass wie so oft behauptet nicht mehr Fachkräfte benötigt werden, sondern deutlich mehr vernünftige Arbeitsplätze.

Fachkräftemangel in Deutschland? Wohl kaum!

Ständig wird von einem Fachkräftemangel gesprochen. Doch wie kann es sein, dass mehr als die Hälfte der Menschen, die für einen Hungerlohn arbeiten gehen und dabei gerade einmal auf Hartz-IV-Niveau kommen, Fachkräfte sind? Das Problem scheint ein deutlich anderes zu sein: Es klingt erschreckend, doch Deutschland hat sich zu einem Land entwickelt, in dem das so oft gelobte Jobwunder im Niedriglohnsektor stattfindet. Selbst gut ausgebildete Fachkräfte leiden hierzulande an Armut.

Das Lohndumping muss ein Ende nehmen. Menschen, die arbeiten, sollten für ihre Arbeit entsprechend Anerkennung erlangen und zumindest ein Gehalt beziehen können, von dem sie vernünftig leben können!

Bildquelle: © Jeanette Dietl – Fotolia.com

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