In jedem Alter auf die gesundheitliche Situation und lebensbegleitenden Veränderungen eines Menschen einzugehen, erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und medizinischer Kompetenz: Allgemeinmediziner behandeln auf der Grundlage biologischer, psychischer und sozialer Dimensionen einen Menschen – im Idealfall – ein Leben lang. Das klingt für Sie nach einer spannenden Aufgabe im Rahmen einer medizinischen Karriere? Dann lesen Sie weiter – wir haben die wichtigsten Informationen über den Beruf, Gehalt und Weiterbildung zusammengetragen.

Übersicht:

  • Bedeutung der Allgemeinmedizin
  • Warum in die Allgemeinmedizin gehen?
  • Berufliche Perspektiven & Gehälter
  • Der Weg in die Allgemeinmedizin
  • Die Facharztprüfung
  • Förderungen für Weiterbildungen
  • Allgemeinmediziner dank Studium oder Fernstudium?

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Bedeutung der Allgemeinmedizin

Laut einer Schätzung der Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen (im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit) haben mehr als 90 % der Bürger in Deutschland einen Hausarzt.

Er bildet die erste Anlaufstelle für Patienten mit körperlichen oder seelischen Beschwerden, mit kurzzeitigem oder langfristigem Behandlungsbedarf.

Ein Hausarzt, der als niedergelassener Arzt mit Kassenzulassung einen Facharzt in Allgemeinmedizin benötigt, sorgt für die Grundversorgung von Patienten und entscheidet im Verlauf der Behandlung oder zur Diagnostik, ob eine Vermittlung an einen anderen Facharzt hilfreich/sinnvoll ist.

Teilweise ist der Facharztbesuch ohne Überweisung durch den Hausarzt gar nicht möglich.

Wenn man so will ist der Hausarzt die Schnittstelle zwischen Patient und Facharzt, wenngleich er selber eine Facharztausbildung absolvieren muss. Für den Patienten und für andere Fachärzte hat der Hausarzt eine hohe Bedeutung.

Warum in die Allgemeinmedizin gehen?

Spezialist für Pädiatrische Neuro-Onkologie oder Herzklappenchirurgie: Das hört sich nach einer aufregenden Karriere an. In der Praxis sitzen und älteren Damen den Blutdruck messen scheint hingegen recht eintönig zu sein.

Warum sollte man sich also für die Allgemeinmedizin entscheiden?Der Allgemeinmediziner, sofern er sich als Hausarzt niedergelassen hat, sind auf einem breiten Spektrum medizinischer Fachgebiete gefragt. Schließlich müssen sie anhand weniger Informationen über die weitere Behandlung und Diagnostik eines Patienten entscheiden.

In diesem Zusammenhang kommt ihnen die meist langfristige Bekanntschaft mit den Patienten zugute, die weiterhin eine hohe Anerkennung durch den Menschen mit sich bringt. Immerhin kann man schon Jahre lang „auf seinen Hausarzt vertrauen“. Das führt nicht zuletzt dazu, dass Allgemeinmediziner unter den niedergelassenen Ärzten die höchste Zufriedenheit im Job aufweisen.

Berufliche Perspektiven & Gehälter

Zufriedenheit ist bei der Berufswahl bzw. -ausübung ein wichtiger Aspekt. Das reicht aber nicht unbedingt, wenn die beruflichen Perspektiven eher schlecht sind – und im Fall des Mediziners die Patienten ausbleiben. Ein Glück für alle Allgemeinmediziner, denn schon lange wird hier ein Nachwuchsmangel beklagt – insbesondere in den ländlicheren Regionen.

Und gerade aufgrund der vielfach verbreiteten Spezialisierung im Gesundheitsbereich ist der Allgemeinmediziner als erster Ansprechpartner sehr wichtig. Eine Verringerung dieser gesellschaftlichen Bedeutung ist nicht zu erwarten.

Neben der Niederlassung als Hausarzt kann man als Allgemeinmediziner in den Krankenhausbetrieb gehen oder in der Verwaltung arbeiten. Der Weg entscheidet selbstverständlich über den späteren Verdienst. Mit eigener Praxis liegt das Einstiegsgehalt etwa bei 2.400 Euro netto. Mit einer Stelle im Krankenhaus verdient man zwischen 3.500 und 4.500 Euro brutto.

Nach einigen Jahren Berufserfahrung sind Gehälter zwischen 7.000 Euro und 14.000 Euro brutto durchaus denkbar. Allerdings befindet man sich mit derlei Verdienst bereits im Bereich der Chefetage. Als Chefarzt über 55 Jahre verdient man im Krankenhaus etwa 21.000 Euro brutto pro Monat.

Aber: Auch der niedergelassene Hausarzt kann je nach Versorgungslage zwischen 70.000 Euro und 100.000 Euro (nach Abzug der Praxiskosten) pro Jahr verdienen. Damit verdient der Hausarzt nicht schlecht, allerdings etwas weniger als andere niedergelassene Ärzte aus den Bereichen Orthopädie und Augenheilkunde.

Der Weg in die Allgemeinmedizin

Wer in Deutschland als Allgemeinmediziner tätig sein möchte, muss ein abgeschlossenes Medizinstudium, eine Approbation sowie eine Weiterbildung vorweisen. Denn „Facharzt für Allgemeinmedizin“ ist eine Weiterbildung gemäß der Verordnungen für Allgemeinmedizin der Bundesärztekammer.

Die Weiterbildungsordnung (WBO) gilt als Musterhaft, umgesetzt wird sie von den jeweiligen Landesärztekammern. Nach verschiedenen Anpassungen gilt nun: In allen Bundesländern bis auf Baden-Württemberg gibt es die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Baden-Württemberg bietet die Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin.

Übrigens: Jeder Arzt, der sich als Vertragsarzt niederlassen oder z.B. im Krankenhaus tätig sein möchte, muss sich in Deutschland spezialisieren. Andernfalls bleibt man „Arzt in Ausbildung“. Dann ist man allerdings nicht zur Behandlung von Patienten berechtigt.

Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin

Bei der Weiterbildung, deren wesentliche Grundzüge bei den Landesärztekammern erfragt werden sollte, durchläuft der angehende Facharzt für Allgemeinmedizin in fünf bis sechs Jahren zwei Ausbildungsblöcke: Innere Medizin in der stationären und Allgemeinmedizin in der ambulanten Versorgung.

Die Aufteilung begründet sich im breiten Spektrum, dass der Allgemeinmediziner sammeln muss, um seinen Patienten eine Grundversorgung bieten zu können. Konkret gliedert sich die Weiterbildung in 36 Monate stationäre Versorgung, davon mindestens 24 Monate in der Inneren, und 24 Monate ambulante Versorgung.

Sofern Sie bereits in der Chirurgie tätig waren oder ausgebildet wurden, können Sie sechs Monate auf die ambulante Versorgung anrechnen lassen. Die Weiterbildung verpflichtet zu mindestens 80 Kursstunden in der Allgemeinmedizin. Zusätzlich können externe Kurse in Notfallmedizin, Sportmedizin oder Ultraschall absolviert werden.

Weiterbildungsstellen finden

Bei der Auswahl einer Weiterbildungsstelle empfiehlt es sich bei Krankenhäusern und in ländlichen Regionen zu suchen. Der Vorteil: Im Gegensatz zu spezialisierten Einrichtungen wie Unikliniken kann hier ein breites Spektrum des Berufes gezeigt werden. Wer später als Hausarzt tätig sein möchte, sollte bei der Weiterbildung einen Schwerpunkt auf die ambulante Versorgung legen.

Ein Problem bei der Weiterbildung ist, dass nur weiterbildungsbefugte Stellen die Ausbildung durchführen dürfen. Es kann vorkommen, dass – sofern kein Platz verfügbar ist – mit zeitlichen Pausen in der Weiterbildung zu rechnen ist.

Tipp: Empfehlenswerte Weiterbildungsstellen sind in den Listen der Landesärztekammern zu finden.

Das Ende der Weiterbildung: Die Facharztprüfung

Wie so üblich wird in Deutschland eine seriöse Ausbildung / Weiterbildung durch eine Prüfung abgeschlossen. So auch bei der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Am letzten Tag der Weiterbildung kann man sich bei der zuständigen Landesärztekammer für die Facharztprüfung anmelden.

Viele Landesärztekammer bieten dies im Online-Verfahren an. Wichtig ist, dass alle erforderlichen Unterlagen wie Zeugnisse und die persönlichen Angaben wie Weiterbildungsabschnitte und Weiterbilder vorhanden sind.

Im Einzelfall sollte das immer gründlich geprüft werden, denn die Sachbearbeiter der Landesärztekammern entscheiden nicht immer zeitnah über einen Prüfungstermin. So kann es fatale Folgen haben, wenn erst nach einigen Monaten bekannt wird, dass Unterlagen fehlen.

Spätestens 14 Tage vor dem Prüfungstermin wird der Prüfling schriftlich eingeladen. Telefonisch können teilweise schon früher Auskünfte gegeben werden. Die Prüfung – in der Regel ein Gespräch – dauert zwischen 30 und 45 Minuten. Innerhalb dieser Zeit können mehrere Prüfer ein bis drei Fragen zu unterschiedlichen Themengebieten stellen.

Tipp: Es gibt nur wenige Vorbereitungskurse für die Facharztprüfung. Teilweise bieten Stammtische Prüfungsprotokolle (gegen Pfandgebühr), die der Vorbereitung dienen. Sinnvoll ist immer die Bildung einer Lerngruppe, die regional oder virtuell organisiert werden kann.

Förderungen für angehende Allgemeinmediziner

Deutschland hat im Bereich der Allgemeinmedizin ein Nachwuchsproblem. Verständlich, dass die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin finanziell gefördert wird. Konkret können Weiterbildungsbefugte im Rahmen des „Initiativprogramm Allgemeinmedizin“ (IPAM) Unterstützung beantragen.

Dadurch soll es ihnen möglich sein, Weiterbilungsassistenten angemessen vergüten kann. Im stationären Bereich werden 1.020 Euro pro Monat für die Innere Medizin bzw. 1.750 Euro für andere Fächer gezahlt. Praxen können bis zu 3.500 Euro pro Stelle und Monat an Förderung erhalten.

Wichtig: Der Weiterbilder beantragt diese finanzielle Unterstützung, muss aber die vollständigen Fördergelder an den Weiterzubildenden auszahlen. Nachweise sind an die Landesärztekammern zu entrichten.

Allgemeinmediziner dank Studium oder Fernstudium?

Wenn man ohnehin ein Medizinstudium an einer Hochschule absolvieren muss, warum dann nicht direkt auf Allgemeinmedizin spezialisieren? So könnte man immerhin etwas Zeit auf dem recht aufwendigen Weg zum Allgemeinmediziner sparen, oder nicht? Die Spezialisierung auf ein Fachgebiet – also die Weiterbildung zum Facharzt – kann in Deutschland erst nach der Approbation erfolgen.

Die „staatliche Zulassung zur Berufsausübung als Arzt“ erfolgt allerdings erst nach Abschluss des Medizinstudiums, das drei Abschnitte und demnach auch drei Prüfungen umfasst, sowie nach Beendigung des Praktischen Jahres. In der gesamten Zeit erlernt man zwar auch Gebiete wie die Allgemeinmedizin, allerdings erfolgt hier keine Spezialisierung.

Kann man dann den Facharzt wenigstens per Fernstudium neben dem Beruf machen?

Auch ein Fernstudium ist in Deutschland nicht möglich, um den Facharzt in Allgemeinmedizin zu machen. Es handelt sich um eine anspruchsvolle Weiterbildung mit starkem praktischem Bezug, was ein Fernstudium unmöglich macht.

Denkbar wären lediglich berufsbegleitende Studiengänge im Gesundheitswesen, die zu einem Bachelor- bzw. Masterabschluss führen. Allerdings: In diesem Fall hätte man keinen Facharzt!

Auch handelt es sich hierbei nicht um ein Medizinstudium, um künftig als Arzt praktizieren zu können. Dieses ist ebenso wie die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin sehr anspruchsvoll und erfordert Präsenz in der Hochschule sowie in medizinischen Einrichtungen zur praktischen Ausbildung.

Aber: Ein Studium – zum Beispiel im Gesundheitsmanagement oder Praxismanagement – ermöglicht natürlich künftig leitende Funktionen zu übernehmen, wenngleich diese eher im Bereich der Geschäftsleitung, im Marketing oder kaufmännischen Bereich zu finden sind. Oberarzt oder Chefarzt wird man hingegen durch eine Facharztausbildung, Berufserfahrung und medizinische Kompetenz.

Bildquelle: © Konstantin Yuganov – Fotolia.com

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