Viele Experten können es nicht fassen: Das Ehegatten-Splitting existiert noch immer. Und das, obwohl es Familien auf komplett falsche Weise entlastet. Es erlaubt Ehepaaren, ihr Einkommen gemeinsam versteuern zu lassen, was dann zu einem Steuervorteil führt. Ob das Paar Kinder hat oder nicht, ist nicht relevant. Und genau dieser Punkt wird seit Jahren schon kritisiert. 

Das Ehegattensplitting nützt leider nur Verheirateten etwas. Häufig somit auch Personen, die gar keine besonderen Extra-Belastungen durch eigene Kinder haben. Das Ganze kostet den Staat dann auch noch schätzungsweise 15 Milliarden Euro an Steuereinnahmen pro Jahr. Eltern, die nicht verheiratet sind, haben nichts davon.

Für wen lohnt sich das Ehegatten-Splitting?

Das Splitting lohnt sich umso mehr, je signifikanter der Unterschied der Einkommen der beiden Ehepartner ist. Noch besser ist es sogar, wenn einer der beiden Ehepartner gar nicht arbeitet. In vielen Fällen handelt es sich hierbei um die Frau.

Interessanterweise fördert das Ehegatten-Splitting damit das ziemlich veraltete Rollenbild, in dem der Mann arbeitet und die Frau sich um Nachwuchs und Haushalt kümmert. Durch das Splitting können Steuervorteile von bis zu 17.000 Euro pro Jahr entstehen. Und dabei ist es sogar egal, ob Kinder im Haushalt vorhanden sind, oder nicht! 17.000 Euro sind hierbei das Limit der Steuerersparnis – wesentlich häufiger kommt es vor, das sich eine Steuerersparnis im Bereich von 6.000 bis 9.000 Euro bewegt.

Wo bleibt eine vergleichbare Förderung für Alleinerziehende?

Für Paare ohne einen Trauschein sieht es dagegen nicht so rosig aus. Auch nicht dann, wenn sie viele Kinder haben. Tatsächlich sieht es so aus, dass kinderlose Ehepaare sogar weniger Steuern zahlen, als manche Alleinerziehende.

Experten kritisieren, dass durch das Ehegattensplitting Steuervorteile dort entstehen, wo keine gebraucht würden und dass das Geld dafür aber an anderen Stellen fehle. Viele Milliarden Euro könnten durchaus sinnvoll investiert werden: In den Ausbau von Kita-Plätzen, in Schulen, in ein höheres Kindergeld und ähnliches.

Beispiel: Mit den15 Milliarden Euro, die der Staat durch das Ehegatten-Splitting nicht einnimmt, könnte das Kindergeld um bis zu 50 Prozent erhöht werden!

Werden die Alleinerziehenden bewusst im Stich gelassen?

Aktuelle Zahlen machen das Ausmaß der Armut im Lande deutlich: Der Anteil der Alleinerziehenden, die zusätzlich auf Sozialleistungen angewiesen sind, ist erschreckend hoch. Jedes fünfte Kind wird mittlerweile von nur einem Elternteil großgezogen. Meist handelt es sich hierbei um die Mutter. Außerdem wird in Westdeutschland inzwischen nahezu jedes dritte Kind außerhalb einer Ehe geboren. In Ostdeutschland sind es sogar zwei von drei Kindern, die außerehelich zur Welt kommen.

Die Zahlen beweisen einen nicht bestreitbaren Wandel der Gesellschaft: Die Ehe, die einst Sinnbild und Inbegriff für eine kinderreiche Familie war, ist es schon lange nicht mehr. Der Steuervorteil durch das Ehegatten-Splitting erreicht die Hälfte der jungen Familien, die den Vorteil dringend brauchen würden, überhaupt nicht.

Warum gibt es dann noch das Ehegatten-Splitting?

Aktuell profitieren etwa sieben Millionen Ehepaare vom Splitting. Sie sparen jährlich Tausende Euro an Steuergeldern. Würde man das Ehegatten-Splitting abschaffen, würde man damit mit Sicherheit die Personen extrem verärgern, die derzeit vom Splitting profitieren, also rund die Hälfte der verheirateten Paare in Deutschland.

Keine Partei möchte den Zorn von sieben Millionen wutentbrannten Bürgern auf sich ziehen. Außerdem gibt es immerhin auch ein paar wichtige Argumente dafür, dass das Splitting (zumindest teilweise) bestehen bleiben sollte. Ob sich etwas an der Gesetzeslage in naher Zukunft ändern wird, bleibt daher ungewiss. Doch Fakt ist, dass die Armut unter Alleinerziehenden erschreckend hoch ist und dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.

Beitragsbildquelle: © Markus Bormann – Fotolia.com

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