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Hunderttausende fordern: Die Politik muss Alleinerziehende deutlich besser unterstützen. Zum Beispiel durch einen Kinderbonus oder durch mehr steuerliche Entlastungen. Denn eins ist Fakt: Ein-Eltern-Familien fühlen sich in ihrem Dasein mehr bestraft als gefördert…

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Womit haben die Alleinerziehenden das nur verdient?

Deutschland tendiert immer weiter zu einer neuen Familienform hin: Den Ein-Eltern-Familien. Seit einigen Jahrzehnten schon zeigt sich der Trend, dass mehr und mehr Familien nur aus einem Elternteil bestehen. Der Verlust des anderen Elternteils (ob Tod, Trennung, Scheidung oder sonstiges) hat dramatische wirtschaftliche und psychologische Auswirkungen auf das Familienleben.

Es fehlt an Geld, an Zeit und letztendlich auch an sozialem Kontakt und Gesundheit. Alles Dinge, die eigentlich nicht sein müssten. Und rein logisch betrachtet, sollten doch gerade die Familien mehr gefördert werden, denen es durch den Verlust eines Elternteils nicht so gut geht, oder etwa nicht?

Arme Kinder in Deutschland

Eigentlich sollten Kinder doch etwas Gutes sein. Zumindest hegen viele Eltern diesen Grundgedanken. Immer wieder hört man, dass es zu wenig Kinder und zu viele Alte gibt. Deutschland steht vor einem großen demographischen Problem. Und dennoch scheint es der Politik im Großen und Ganzen nicht am Herzen zu liegen, den Nachwuchs entsprechend zu fördern.

Altersarmut sowie die allgemeine Armut – ein Großteil würde sich durch eine Förderung der Kinder verhindern lassen. Sie müssten eine gute Ausbildung bekommen können, um sich im Erwachsenenalter in die Wirtschaft integrieren zu können.

Doch eine erhoffte Förderung bleibt aus. Ein Großteil der alleinerziehenden Eltern ist auf Hartz IV angewiesen. Und statistisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, das ein Kind, das in Armut aufwächst, nur schwer wieder aus der Armut herauskommt.

Schon Jugendliche werden mit Sanktionen der Jobcenter bedrängt

Bereits ab einem Alter von 15 Jahren gilt ein Kind als vollständig erwerbsfähig. Wenn die Noten nicht gut sind, verlangen viele Jobcenter von den Kids, den schulischen Werdegang zu beenden, um sich einen Job zu suchen, eine Ausbildung oder ähnliches. Die Sanktionen sind hart. Und wer nicht Folge leisten will, muss fühlen. Gedroht wird teilweise mit der Steichung des Regelsatzes. Natürlich kann bei solch erpressungsähnlichen Zuständen kaum jemand „nein“ sagen.

Hunderttausende Kita-Plätze fehlen

Dabei beginnt es schon wenige Jahre nach der Geburt des Kindes: Alleinerziehende können nicht arbeiten gehen, weil sie praktisch keine Zeit dafür finden können. Deutschlandweit fehlt es zurzeit zu Hunderttausenden an Kita-Plätzen. Und Verwandte oder Freunde können nicht immer mit einer halbtägigen Fürsorge für das Kind belastet werden.

Kein Unterhalt

Etwa die Hälfte aller Alleinerziehende erhält gar keinen Unterhalt vom unterhaltspflichtigen Elternteil. Entweder, weil sich der Elternteil querstellt und seine Einkünfte verschleiert, oder weil auch dieser kein Geld hat. Zwar springt hier unter bestimmten Voraussetzungen der Staat mit dem sogenannten Unterhaltsvorschuss ein, doch ist dieser oft viel zu gering, sodass eine finanzielle Entlastung nicht wirklich spürbar ist.

So bekommt etwa ein Viertel aller Alleinerziehenden einen Unterhalt, der völlig unzureichend ist. Die Armut ist überwältigend groß. Etwa die Hälfte aller Hartz-IV-beziehenden Kinder leben in Ein-Eltern-Familien.

Schwerstfall: Beide Eltern Hartz-IV-Bezieher

Noch schlimmer ist es, wenn beide Elternteile Hartz IV beziehen. Denn dann wird das Sozialgeld zwischen den Eltern aufgeteilt. Je nach dem, wie viele Tage das Kind bei einem Elternteil verbringt. Durch einen erhöhten Umgang mit dem anderen Elternteil wird der Bedarf zudem nicht wirklich verringert – er erhöht sich eigentlich. So können beispielsweise die Fahrten zum anderen Elternteil recht teuer werden.

Erhöhung des Kindergeldes bringt Hartz-IV-Beziehern nichts

Selbst eine Erhöhung des Kindergeldes bringt den Hartz-IV-beziehenden Eltern nichts, da das Kindergeld bei Grundsicherung und Unterhaltsvorschuss komplett angerechnet wird.

Ähnlich verhält es sich mit dem Kinderzuschlag. Dessen eigentliches Ziel war es nämlich, die Armut zu vermeiden. Durch den Kinderzuschlag sollte verhindert werden, dass die Bezieher in den Bezug von Hartz IV geraten.

Bei Alleinerziehenden besteht allerdings das Problem, dass der Kinderzuschlag nicht vollständig zur Entfaltung kommen kann. Denn Unterhalt, Unterhaltsvorschuss oder Waisenrente werden komplett als Einkünfte des Kindes berechnet. Damit werden diese in volle Höhe vom höchstmöglichen Kinderzuschlag abgezogen.

Doch das ist längst nicht das einzige Problem: Für gewöhnlich kommen noch einige komplizierte Antragsverfahren hinzu, die den Bezug erschweren.

Steuerliche Bestrafung für Geschiedene?

Ein weiteres Ärgernis für Alleinerziehende ist die aktuelle Besteuerungspolitik. Entlastet werden derzeit nämlich Verheiratete. Nach der Scheidung sieht es wieder anders aus. Der steuerliche Entlastungsbetrag für Alleinerziehende erreicht nämlich nur die Besserverdiener. Geringverdiener oder Personen mit mittlerem Einkommen werden dadurch kaum entlastet. Sie zahlen aufgrund des niedrigen Einkommens nämlich häufig gar keine oder nur wenige Steuern.

Absurd: In der Ehe gibt es das Ehegattensplitting. Am Monatsende ist das ein Vorteil, wenn ein Elternteil mehr und der andere weniger verdient. Nach einer Scheidung ändert sich normalerweise (zumindest dem Umständen entsprechend) nicht viel an der Arbeitssituation der beiden Partner. Beide gehen noch ihren Jobs nach und haben damit nach wie vor das selbe Einkommen, wie vor der Scheidung.

Aber – der Splittingvorteil entfällt. Es steht also weniger Nettoeinkommen zur Verfügung. Allerdings steigen durch die Scheidung die Kosten. Es werden zwei Wohnungen benötigt. Gerade den Geringverdiener trifft es dann wie ein Blitz vom Himmel.

Doppelt schlimm für Frauen

Zudem sorgt ein weiterer ärgerlicher Umstand für wenig Geld in den Kassen alleinerziehender Mütter. Denn statistisch gesehen verdienen Frauen deutlich weniger als Männer. Nun sind 90 Prozent der Alleinerziehenden weiblich. Ein weiterer, verheerender Nachteil also.

Wie könnten Alleinerziehende wirklich gestärkt werden?

Wenn man die Alleinerziehenden unterstützen möchte, reicht längst nicht nur die eine besondere Maßnahme. Die Fälle und Problemquellen sind unterschiedlich und individuell, weshalb gleich ein ganzes Bündel an Maßnahmen erforderlich ist.

Eine der wichtigsten Bedingungen sollte sein, dass Alleinerziehende einer Arbeit nachgehen können sollten, von der sie selbst ihre eigene Existenz sichern können. Hierzu gehört zum Beispiel die Existenzsicherung während der Ausbildung.

Auch die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung sollte stärker gefördert werden, denn hiervon gibt es noch viel zu wenige. Es sollte ein Ende der Minijob-Schleifen geben. Die Löhne zwischen Männern und Frauen müssten weiter angeglichen werden. Und damit der Wiedereinstieg nach der Babypause gelingen kann, müssen mehr Kita-Plätze geschaffen werden, ebenso wie Ganztagsschulen, damit die Alleinerziehenden ihrer Arbeit nachgehen können.

Aber: Trotz eines Jobs ist es für viele Alleinerziehende kaum möglich, auch den Lebensunterhalt für das Kind aus eigener Kraft zu sichern. Trotz Arbeit sind die meisten Alleinerziehende deswegen auf weitere Leistungen angewiesen. Manchmal erweist es sich schon als hart genug, die Miete für die Familie zu bezahlen.

Ein derzeitiger Kinderzuschlag müsste in diesem Zuge so angepasst werden, dass er nicht zum Nachteil alleinerziehender durch Unterhalt oder andere Leistungen reduziert wird. Außerdem müsste der bürokratische Aufwand deutlich reduziert werden. Wesentlich entlastender für die Ein-Eltern-Familien wäre es, wenn der Kinderzuschlag praktisch automatisch ausgezahlt würde.

Mehr als nur finanzielle Unterstützung

Natürlich geht es bei der Unterstützung alleinerziehender Eltern längst nicht nur um eine finanzielle Unterstützung. Zwar braucht jedes Kind zum Leben ausreichend Geld für Kleidung oder Essen, doch wie viele Eltern sicher aus Erfahrung wissen, kostet auch die Schule Geld. Besonderes Schulmaterial, Ausflüge oder ähnliches müssen oft aus eigener Tasche gezahlt werden.

Das Bildungs- und Teilhabepaket finanziert die Nachhilfe beispielsweise nur dann, wenn das Kind bereits Versetzungsgefährdet ist. Natürlich ist es in einem solchen Moment oft schon zu spät. Auch hier müssten weitreichende Veränderungen eintreten, um den Kindern der Alleinerziehenden nicht den Eindruck zu vermitteln, dass sie arm wären, sondern dass sie wie alle anderen Kinder auch die Möglichkeit haben, etwas aus ihrem Leben zu machen – gleiche Chancen und gleiches Recht.

Bildquelle: © Africa Studio – Fotolia.com

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